Bevor das Jahr 2023 vorbei ist, möchte ich unbedingt noch den Bericht von unserer Wanderreise im Altmühltal mit AVANTI abschließen. Seit Juni ist die Zeit rasend schnell vorbei gezogen und gerade sind wir von einer Weihnachtsreise aus der Toskana zurück gekommen. Davon gibt es auch so einiges zu erzählen. Aber eines nach dem anderen.
Unsere letzte Wanderung unserer Altmühltal-Reise führt uns vom Parkplatz an der Tatzelwurmbrücke in Essing zunächst durch ein Waldstück und die Marktgemeinde Essing.
Der Blautopf – Ein typisches geologisches Phänomen im Jurakarst
Karstquellen wie dieser Blautopf gehören zu den typischen Erscheinungsformen im Jura. Woher stammt nun das Wasser, das diese Quelle speist?
Regenwasser durchwandert die Oberfläche mehr oder weniger schnell und dringt nach und nach in die zerklüfteten Felsmassen des Juras vor. Nach meist kurzer Verweildauer (3 bis 14 Tage) in diesem unterirdischen Hohlraumsystem tritt das Wasser in Karstquellen wieder zu Tage. Quelltöpfe in großen kesselartigen Vertiefungen werden als Blautöpfe bezeichnet. Die tiefblaue Farbe entsteht durch die große Sichttiefe des sehr klaren Wassers. Die Qualität des Wassers hängt vor allem von der Filterwirkung des Bodens ab. Durchdringt das Wasser die Bodenschichten sehr rasch, zum Beispiel im Bereich einer Doline, so leidet darunter die Wasserqualität. Seit alters her dienten die Quellen der Wasserversorgung von Mensch und Tier, später dann auch der Stromerzeugung. Heute speist der Blautopf die noch vorhandene Restaltmühl vor Essing.
Das Karstwasser ist mit 13 bis 15 Härtegraden überraschend weich, zeigt aber einen höheren Magnesiumgehalt. Dies ist auf den Dolomitsand, der die Speicherräume füllt, zurückzuführen.
Im Jahr 1692 versiegte die Quelle aus unerklärlichen Gründen. In Erfüllung eines Gelöbnisses wurde eine kleine Kapelle gebaut. Seit dieser Zeit läuft der Bach wieder regelmäßig. Aus Dankbarkeit wurde die Kapelle von den nachfolgenden Besitzern laufend unterhalten.
Im Vorbeiwandern können wir nur wenig von dem blauen Wasser sehen. Das Gelände ist in Privatbesitz und nicht frei zugänglich.
Markt Essing
Es ist Samstag und im Ort laufen die Vorbereitungen für die Fronleichnamsprozession, die hier erst am Sonntag stattfindet. Die Häuser entlang der Prozessionsstrecke sind mit Birkenzweigen geschmückt und die Ortsjugend legt einen Blumenteppich.
Essing ist eine der ältesten Siedlungen unseres Landes. Es liegt in dem Teil Bayerns, der in den Eiszeiten zwischen den Ausläufern der Alpen- und skandinavischen Gletscher eisfrei geblieben ist. Die Höhlen in und um Essing dienten den Menschen in der Würmeiszeit als Unterkunft und Schutz. Die Essinger Höhlen waren für die Erforschung der prähistorischen Zeit von enormer wissenschaftlicher Bedeutung. Die ältesten Funde aus den Klausenhöhlen stammen aus dem letzten Drittel der Würmeiszeit. Einzigartig ist eine Felszeichnung aus dem kleinen Schulerloch, die ca. 10.000 bis 15.000 Jahre alt ist.
Nachdem wir uns den Ort von der Brücke über die Altmühl aus angesehen haben, geht es an den Felsen entlang und auf einem Waldweg mit Steigungen in Richtung Schulerloch, eine der Essinger Höhlen.
Die Felszinnen entlang der Altmühl sind Riffbildungen des warmen Jura Meeres, das sich hier vor 150 Millionen Jahren ausbreitete.
Der massive Eindruck der Felsen täuscht jedoch: oft sind die Felsen von großen Hohlräumen durchsetzt.
In der bereits zur Steinzeit vom Menschen genutzten Höhle „Schulerloch” können während der warmen Jahreszeit Tropfsteinbildungen bewundert werden. Im Winter ist die Höhle ein wichtiger Überwinterungsplatz für bedrohte Fledermaus-Arten.
Auf dem sonnenseitigen Altmühl Einhang wächst ein fast geschlossener Kalk-Buchenwald. An den felsigen Stellen ist die Buche dagegen chancenlos: ihr reicht das Wasser nicht. Dort steht stattdessen ein einzigartiger, schütterer Waldtyp: der „Steppenheidewald”.
Weil die Sträucher und die knüppeligen Eichen kein schattig-dichtes Laubwerk ausbilden, gibt es hier eine Fülle von Kräutern und Gräsern, die zeitweise hohen Temperaturen und den Wassermangel des Standortes angepasst sind.
Die Pflanzen dieser Extremstandorte können sich nach einer Schädigung kaum mehr erholen und bedürfen deshalb in besonderer Weise des Schutzes. Dazu dient das Wegegebot bzw. das Kletterverbot innerhalb des Naturschutzgebietes.
Nachdem wir den Anstieg zum Eingang der Tropfsteinhöhle Schulerloch geschafft haben, schließen wir uns einer Führung an. Es ist nicht möglich, Fotos zu machen, deshalb besorge ich mir nach der Führung eine kleine Broschüre, in der die Führung ausführlich mit Bildern beschrieben ist. Es werden übrigens auch Führungen angeboten, die aufs Fotografieren abgestimmt sind.
Unsere Führung endet mit einer Audio- und Videovorführung, bei der die Bilder zur Entstehungsgeschichte an eine Höhlenwand des „Tempelraums” projiziert werden.
Die beiden gelben Pavillons, die heute weithin sichtbar als Wahrzeichen der Tropfsteinhöhle hoch über dem Altmühltal bei Kelheim stehen, ließ Anton von Schmauß 1828 errichten.
Der etwas größere Pavillon, unter dem sich der Höhleneingang befindet, wir durch eine Statue der ägyptischen Göttin Isis, der Göttin der Natur, und Infschriften geschmückt.
Vom Eingangsbereich führt ein geräumiger Gang mit leicht abfallendem Boden ins Berginnere. Dort bekommen wir in den teils farbigen Kalkablagerungen (Sinter bzw. Sinterschmuck) an der Decke verschiedene Figuren gezeigt – die „Schlange”, die „Giraffe” oder auch die „Zwiebel”.
Weiter zum Höhleninneren sind die Wände von „Mondmilch” überzogen, so wird die strahlend weiße Kalkschicht fachsprachlich genannt. Bei diesem Höhlensinter sind die Kalkkristalle flächig angeordnet und bilden keine feste Tropfsteindecke.
Im vorderen Höhlenraum, der „Wohstätte” genannt wird, wurden bei Ausgrabungen Gegenstände aus der mittleren Altsteinzeit und der Bronzezeit entdeckt. Dann blicken wir in den mit 793 qm größten Raum der Höhle, den „Tempelraum”. In diesem Raum vermuteten die Erbauer der Eingangstürme eine Druidenschule der Kelten und daher gab man der Höhle den Namen „Schulerloch”. Es konnten jedoch keine keltischen Kulthandlungen in der Höhle nachgewiesen werden. Möglich ist deshalb auch die Erklärung, dass der Name der Höhle mit der altertümlichen Bezeichnung „Schuller” für Räuber in Zusammenhang steht.
Vom „Tempelraum” gehen wir über einen breiten Gang weiter in den Berg hinein. Der anschließende Raum ist nun nicht mehr wie bisher 8 Meter, sondern nur noch bis zu 3 Meter hoch. Hier sehen wir die üppigsten Tropfsteinbildungen – eine romatische „Gebirgslandschaft”, einen „Wasserfall”, „Türme und Zinnen einer Burg vor der Silhouette einer Stadt”.
Der bemerkenswerteste Tropfstein im Schulerloch ist ein weltweit einzigartiger, freistehender Becherstalagmit (Stalagmit = vom Boden emporwachsender Tropfstein).
„Ein kreisförmiges Sinterbecken mit senkrechten Wänden ist in einem breiten Bodentropfstein eingebettet. Vermutlich ist rasch aufeinanderfolgender Tropfenfall für diese Bildung verantwortlich. Es bleibt zu wenig Zeit für eine Ablagerung des Kalkes an den Sinterröhrchen oben an der Höhlendecke. Stattdessen fällt das kalhaltige Wasser direkt in das Becken, dessen Rand durch den Kalkabsatz des überlaufendes Wassers langsam, aber stetig höher wächst.”
In einem abgetrennten, für den Besucher nicht zugänglichen Bereich der Höhle, befinden sich sogenannte Bärenschliffe, das sind glatt polierte Felsflächen, die an Stellen entstanden sind, wo Höhlenbären über lange Zeit hinweg immer wieder ihr Fell scheuerten.
Sämtliche erforschen Höhlenteile des Schulerlochs ergeben eine Gesamtlänge von 420 Metern. In der Höhle herrscht eine konstante Temperatur von + 9 Grad Celsius. Die Luftfeuchtigkeit kann über 90 Prozent ansteigen. Für Fledermäuse und einige Fliegen- und Falterarten bestehen hier somit ideale Verhätnisse für die Überwinterung.
Siebenschläfer, Höhlenspinnen und mehrere Mäusearten sind das ganze Jahr über in den nichttouristischen Teilen der Höhle anzutreffen, auch Asseln, Aaskäfer, Milben und Collembolen (Springschwänze).
In der letzen Eiszeit, der Würmeiszeit, lebten vor etwa 80.000 bis 35.000 Jahren Gruppen von Neandertalern als Jäger und Sammler im Altmühltal.
Dazu gibt es im kleinen Museum in einem der gelben Pavillons eine Ausstellung, die wir uns nach der Führung noch angesehen haben.
Im Eingangsbereich des Schulerlochs konnte bei Grabungen in den Jahren 1914/15 eine 2 Meter mächtige Kulturschicht der mittleren Altsteinzeit nachgewiesen werden. Diese zeigt, dass die Höhle wiederholt von Neandertaleren bewohnt wurde. Dabei waren die Feuerstellen wohl ausschließlich im Bereich des Höhleneingangs platziert, denn im Inneren der Höhle fanden sich bisher keine Feuerspuren und dort hätte auch der Rauch des Feuers nicht abziehen können.
Von den etwa 2.600 gefundenen Feuerstein-Stücken weisen ca. 2.000 Bearbeitungs- und Gebrauchsspuren auf, 600 wurden sorgfältig zu Geräten weiterverarbeitet.
In der Höhle wurden etwa 600 bestimmbare Tierknochen gefunden – zum Teil wohl aus der Jagdbeute des Menschen – sie weisen Tiere wie Mammut, Wollnashorn, Bison, Rentier, Steinbock, Hirsch, Höhlenbär, Höhlenhyäne, Höhlenlöwe und Wolf nach.
Eine größere Anzahl von Gefäßscherben und etwas Bronzeschmuck belegen, dass die Höhle während der älteren Bronzezeit (um 1700 v. Chr.) nochmals von Menschen aufgesucht wurde. Später wurde sie aus nicht bekannten Gründen mit Steinmauern verschlossen.
Anschliessend essen wir im Bistro einStück der berühmten, von Hand nach Omas Rezepten selbst gebackenen Kuchen und Torten. Es gibt Donauwelle und dazu einen Kaffee. Danach geht es weiter, zurück in Richtung Essing, an der Altmühl und später am Main-Donau-Kanal entlang bis wir unser Ziel, die Tatzelwurm-Brücke, erreicht haben.
Alt-Essing
Blick auf die Burg Randeck
Ziel erreicht – die Holzbrücke Tatzelwurm
Mit dem roten AVANTI-Bus geht es zurück nach Beilngries.
Der Markgräfler und die Markgräflerin genehmigen sich im Biergarten noch ein Bierchen und dazu gibt es eine Bierbrezel aus der Bäckerei.
Später erwartet uns noch ein letztes, typisch Bayerisches Gericht zum Abendessen: frische Schwammerl in Kräuterrahmsoße mit Semmelknödel, davor wieder einen feinen Teller mit knackigen Salaten und eine Karotten-Currysuppe. Zum Dessert gibt es Sahnequarkcreme mit Früchten (ohne Foto) und zum Abschluss einen hausgemachten Rumzwetschgen-Likör.
Und am nächsten Tag geht’s wieder heimwärts ins Markgräflerland. Das Rezept für die Rahmschwammerl mit Semmelknödel folgt demnächst in einem weiteren Beitrag.
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