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Wandern im Altmühltal – mit AVANTI Teil 1: Beilngries

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Anfang Juni machten wir uns im roten Avanti-Bus auf den Weg zu einer Wanderreise in Bayern.
Nach einer gemütlichen Anreise mit Hans-Peter, von Freiburg über den Schwarzwald, erreichten wir am späten Nachmittag den Ort Beilngries in Oberbayern, wo sich Susanne aus Landshut als unsere Wanderführerin zu uns gesellt hat.


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Nachdem die Zimmer im Hotel Krone bezogen waren, gab es zur ersten Orientierung von Susanne eine kleine Stadtführung.


Altnmuehltal Wandern 2Solnhofer Marmor in den Fluren des Hotels Krone


Der Markgräfler und die Markgräflerin waren vor vielen Jahren im Rahmen von diversen Weihnachtsmarkt-Besuchen in der Gegend um Nürnberg und auch kurz in Beilngries. Wiedererkannt haben wir hier nichts, das war wohl doch schon zu lange her.


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Die Stadt ist ein perfekter Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen, Radtouren und Ausflüge. Im Restaurant des Hotels steht der Hausherr selbst und kocht traditionell bayerisch – hiervon werde ich später noch erzählen – und, wie überall, wird hier dringend Personal gesucht.
Aber erst mal zur Stadtführung.


Schräg gegenüber vom Hotel steht die Stadtpfarrkirche St. Walburga


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Bunte Dachziegel sind das Charakteristikum dieser Kirche. Erbaut von 1911 bis 1913, an fast gleicher Stelle wie ihre barocke Vorgängerkirche, ist sie eine künstlerisch freie Schöpfung barocken Grundcharakters – der Nordturm ist mit seiner spätromanischen Bausubstanz aber das älteste Baudenkmal der Stadt. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert.



Das Kaiserbeckhaus – dieses gotische Bürgerhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert. Seine auffällig reiche Giebelung mitsamt sogenannten Blendarkaden ist Bürgermeister Hans Wittmann als wohlsituiertem Bauherrn zu verdanken. Der Name des Hauses entstand vor dem Ersten Weltkrieg, als sich der damalige Hausbesitzer, ein Bäckermeister, von der Konkurrenz absetzen wollte.


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Die Tourist-Information Beilngries befindet sich im Erdgeschoss des Haus des Gastes, mitten in der historischen Altstadt. Der imposante Bau wurde um 1450 errichtet. Früher diente er als fürstbischöflicher Getreidespeicher mit städtischer Brotbank – man sprach vom „Getreidekasten” und Kramladen im Erdgeschoss. Im ersten Stock wurden zwei Räume als Ratsstuben an die Stadt verpachtet.


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Das barocke Beilngrieser Rathaus wurde zwischen 1740 und 1742 von Gabriel de Gabrieli, dem berühmten Baumeister der Eichstätter Fürstbischöfe und zu dieser Zeit Baudirektor des Hochstifts Eichstätt, erbaut. Bis 1802 war es Sitz des fürstbischöflichen Oberamtmanns, anschließend beherbergte es Landgericht und Bezirksamt. Bevor 1972 die Stadt in das Haus einzog, diente es als Landratsamt des damals noch eigenständigen Landkeises Beilngies – heute gehört Beilngries zum Landkreis Eichstätt.


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Der Flurerturm (15./16. Jahrhundert) an der Südostecke der Stadtmauer war die Wohnung des Fluraufsehers (altertümlich: der „Flurhay”, der „Flurer”). Er hatte die wichtige Aufgabe inne, Feldfrevel, Weideverstöße und Holzdiebstahl im Stadtwald zu ahnden. Der Fachwerkaufbau ist jünger als der restliche Turm, er stammt aus dem 19. Jahrhundert.


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Am Ufer der Sulz



Die Kapelle Hl. Antonius von Padua


Dieser Baldachinbau stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und dient heute noch als Altar bei Bittprozessionen. Die Kapelle gilt als Pendant zur Pietà. Die beiden Kapellen standen im Osten bzw. im Westen außerhalb des Wassergrabens an der Stadtmauer. Der Heilige Antonius von Padua wird bei vielen Notfällen um Hilfe angerufen, unter anderem auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände. Deshalb heißt er im Volksmund auch „Schlampertoni”.



Der Bettelvogtturm beherbergte den Bettelvogt oder Bettelrichter. Er war für die Angelegenheiten der zahlreichen Bettler in der Stadt zuständig, er beaufsichtigte sie und sorgte dafür, dass sich fremde Bettler nicht zu lange in der Stadt aufhielten (erbaut 15./16. Jahrhundert).


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Der Bürgerturm mit Frauenkirche und Schloss Hirschberg auf der Anhöhe im Hintergrund


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Mit dem Bürgerturm (17./18. Jahrhundert) beginnt die östliche Reihe der Türme an der Beilngrieser Stadtmauer. Er war auch bekannt als „Turm der Bürgerstrafe”, denn dort mussten Beilngrieser Sträflinge ihren Arrest absitzen. Die sogenannten „Unbehausten”, also die Dienstboten und Fremde, wurden hingegen in das Amtshaus (auch Fronfeste tituliert) beim Seelennonnenturm eingewiesen.



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Der Biergarten der Brauerrei Schattenhofer


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Die Frauenkirche
Dieser Rokkokobau ist der bedeutendste Sakralbau in Beilngries. Er entstand ab 1753 unter dem fürstbischöflichen Hofbaudirektor Maurizio Pedetti.



Die Kapelle Pietà wurde 1721 von Johann Paul Schattenhofer gestiftet und 1730 geweiht (siehe Schattenhofer-Wappen). Das Originalbild des gekreuzigten Jesus befindet sich im Schloss Hirschberg.



Der Rossturm beschließt am Südwesteck die Reihe der Beilngrieser Türme. Erbauen ließ ihn 1520 Fürstbischof Gabriel von Eyb. Der Rossturm diente den Pferdehirten als Unterkunft – daher auch der Name.



Nach diesem Spaziergang war Abendessen angesagt. Als bayerische Begrüssung gab es einen  Sekt mit Rumzwetschgen-Likör. Das Menü bestand aus einem kleinen gemischten Salat, Spargelcremesuppe, Schweinskrustenbraten mit Sauce und Kartoffelknödel – und zum Dessert gab es Vanille- und Schokoladeneis mit Sahne.
Zum Essen hatte die Markgräflerin ein dunkles Barock Bier.



Das war Tag 1  – Fortsetzung folgt.

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Der „7-Torpsleden“ – auf den Spuren der Waldfinnen, im Grenzgebiet zwischen Schweden und Norwegen – KVARNTORP


Ich habe euch schon lange nichts mehr von unserem Schweden Urlaub vom vergangenen Sommer erzählt… Wie doch die Zeit vergeht. Wenn die Tage noch kurz sind und es im Garten noch trist und leer ist, kann man schonmal ein wenig in Urlaubserinnerungen schwelgen, oder nicht?
Hier ist also die Fortsetzung…

An unserem siebten Tag in Schweden beschlossen wir, eine Wanderung auf dem „7-Torpsleden“ zu unternehmen.
An diesem Tag war es morgens mit 14 °C noch recht kühl und deshalb hatten wir erst gemütlich gefrühstückt und in dem Hüttentagebuch gestöbert, in dem die Gäste über ihre Ausflüge und Erlebnisse berichten und so auch über den „7-Torpsleden“.

Bei unserem ersten Besuch in Schweden hatten wir schon einiges über die Waldfinnen erfahren, die sich ab dem 16. Jahrhundert in der Gegend angesiedelt hatten und wir haben damals auch schon zwei der ehemaligen Finnenhöfe besucht, aber für die ca. 10 km lange Wanderung entlang der 7 Finnenhöfe, von denen 2 in norwegischem Gebiet liegen, hatten wir nicht genügend Zeit.
Also haben wir unsere Rucksäcke mit einem Vesper, Wasser und einer dünnen Regenjacke bepackt und sind mit dem Auto über Schotterpisten zum nächstgelegenen Finnenhof gefahren, den wir vor 11 Jahren bereits gesehen hatten.


typische skandinavische Schotterpiste, die auf der Karte als befestigte Landstraße ausgewiesen ist

Zuerst haben wir also einen Abstecher zum  Finnenhof KVARNTORP gemacht, der nicht direkt am 7 Torpsleden liegt, aber auf dem Weg dorthin mit dem Auto gut zu erreichen ist.
Man kann vor dem Hof auf einem kleinen Platz parken und muss nur wenige Schritte zu Fuß gehen.


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KVNARNTORP


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Das westliche Värmland wurde schon früh von Finnen besiedelt. Hier sollen Finnenhöfe und -katen schon ab etwa 1610 gebaut worden sein.
Kvarntorp (Myllyla) stammt etwa aus dem 17. Jahrhundert.



Hier konnte man ohne Konkurrenz durch andere Wirtschaftszeige die traditionelle Schwendewirtschaft betreiben und mit Hilfe des Feuers wurden durch Brandrodung Ackerflächen, Wiesen und Weideland gewonnen.
Der Schwenderoggen, der in die noch warme Asche gesät wurde, ergab reiche Ernten. Aber bald schuf man auch dauerhaft bebaute Ackerflächen in der Nähe der Höfe.


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Im Mittelpunkt des Finnenhofes liegt die Rauchkate aus 1774, ein spezieller Wohnhaustyp, den die Finnen aus ihrer Heimat mitgebracht hatten.
In der Rauchkate liegt der Rauchofen, ein großer Ofen ohne Rauchfang. Die Finesse dabei ist, dass der warme Rauch vom Ofen sich in der Kate verbreitet und dann nach und nach durch eine Lüftungsklappe im Katendach abzieht. Auf diese Weise wird die Wärme der Rauchgase besser ausgenutzt.



Die moderne Forstwirtschaft hat eine Veränderung des Landschaftscharakters eingeleitet und dazu geführt, dass die Spuren der Vergangenheit nach und nach ausgelöscht werden.
Das Waldgebiet rund um den Finnenhof weist Beispiele für verschiedene Arten der Waldwirtschaft auf.


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Zuerst haben wir uns das Hauptgebäude des Hofs von innen angesehen.
Hier werden verschiedene typisch Schwedische und Värmländische Spezialitäten angeboten. Neben Köttbullar gibt es auch Waffeln aus geröstetem Hafermehl und die tradtionelle Speise der Waldfinnen aus geröstetem Hafermehl – Motti & Fläsk.
Da noch nicht Mittagszeit war, und wir aber trotzdem eine Kleinigkeit probieren wollten, haben wir uns für Waffeln mit Marmelade und Sahne mit Kaffee – als zweites Frühstück – entschieden.

Ein Vesper hätten wir also nicht gebraucht, denn ein Teil der Finnenhöfe wird im Sommer bewirtschaftet und man bekommt dort traditionelle Speisen oder zumindest Kaffee und Kuchen.


Die Wohnstube


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Die Rauchstube


Waffeln mit Marmelade und Sahne

Die Rauchstube dient heute als Gaststube.

Hier geht es zum

Rezept für Skrädmjölsvaffla (Waffeln mit geröstetem Hafermehl)


 


Die Nebengebäude


 


Das stille Örtchen



Und dann haben wir uns von KVARNTORP verabschiedet und sind zum Ausgangspunkt unserer Wanderung gefahren.



Im folgenden Teil erzähle ich euch mehr über die Geschichte der Waldfinnen und nehme euch mit auf unsere Wanderung.
Fortsetzung folgt…


 

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Mårbacka – Das Zuhause von Selma Lagerlöf

Mårbacka

An unserem fünften Tag in Schweden haben wir einen Ausflug nach Mårbacka, das 9 km südöstlich von Sunne liegt, gemacht.
Das Geburtshaus der Schriftstellerin Selma Lagerlöf, die 1909 für ihr großes Werk  den Nobelpreis für Literatur erhielt,  ist eines der meistbesuchten Ziele in Värmland.


….aus meinem Urlaubstagebuch

Selma Lagerlöf, eine der berühmtesten Schriftstellerinnen der Welt, wurde am 20. November 1858 auf Mårbacka geboren und ist dort aufgewachsen.
Schon als Kind entschied sich Selma Lagerlöf, Autorin zu werden.

Mehrere Jahre lang schrieb sie als Lehrerin in Landskrona Bücher, aber erst mit mehr als dreißig Jahren veröffentlichte sie 1891 ihr erstes Buch, den Roman „Gösta Berlings Saga“, der als Meisterwerk gefeiert wurde. Einige ihrer berühmtesten Werke sind: Die Geschichte von Gösta Berling, Nils Holgersson und Jerusalem.
Selma Lagerlöf erhielt 1909 als erste Frau den Nobelpreis für Literatur. 1914 wurde sie als erste Frau zum Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt. Und das alles geschah noch bevor man in Schweden weibliches Stimmrecht hatte.
Ihr nächster Erfolg war „Jerusalem“ (1902), das ihren Namen international bekannt machte. Im Auftrag des schwedischen Lehrerverbandes schrieb sie 1906-1907 das erste moderne Geographie-Lehrbuch seiner Art, „Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige“ (Die wunderbaren Abenteuer von Nils).

Mit dem Tantiemen ihrer Bücher konnte sie 1907 den Hof zurückkaufen, der nach dem Tod ihre Vaters veräußert wurde. 1921 -1923  ließ sie einen Neubau errichten und lebte bis zu ihrem Tod auf dem Hof, der heute noch im ursprünglichen Zustand ist.
Selma Lagerlöfs Name ist nicht nur mit einer brillanten Karriere als Schriftstellerin und der Mitgliedschaft in der Schwedischen Akademie sowie der Literaturakademie De Nio (Die Neun) verbunden, sondern auch mit einem starken Engagement für Frauenrechte, Frieden und lokale Politik. So war sie auch Mitglied des Bezirksausschusses, des Stadtrats und des Ausschusses für öffentliche Hilfe.
Sie war nicht nur Autorin, sondern auch Geschäftsfrau, die auf Mårbacka Landwirtschaft betrieb.
In ihrem Haus, dem Herrenhaus von Mårbacka, hatte sie die Möglichkeit, ihr Gespür für neues Denken als Unternehmerin zu mobilisieren, um das Gut erfolgreich zu leiten.
Bei ihren Angestellten war sie sehr beliebt und Selma Lagerlöf hatte für diese sogar eine Krankenkasse eingerichtet.

Selma Lagerlöf starb 1940 im Alter von 82 Jahren. Begraben liegt sie auf dem Friedhof von Östra-Ämtervik, 10 km südwestlich von Mårbacka .
In ihrem Testament hatte sie verordnet, dass Mårbacka als Erinnerungsstätte erhalten werden und für Besucher geöffnet sein soll.

Touristen sind herzlich eingeladen, verschiedene in der Geschichte von Gösta Berling erwähnte Orte wie den Rottneros Park (Ekeby), Sundsbergs Gard (Björne) Tossebergsklätten (Svartsjö) zu besuchen.



Bereits vor 11 Jahren, als wir das erste Mal nach Schweden gereist sind, haben wir Mårbacka besucht und uns das Wohnhaus bei einer Führung von innen angesehen.
Darauf haben wir diesmal verzichtet, es ist aber sehr sehenswert und auch unterhaltsam.
Im Haus darf man keine Fotos machen, ich hatte mir damals aber schon Postkarten mitgebracht, auf der die Inneneinrichtung zu sehen ist.


Die Schreibmaschine von Selma Lagerlöf, auf der viele ihrer Werke entstanden sind


Besonders die schöne Küche hat es mir angetan…



Natürlich sind wir auch diesmal wieder im Café eingekehrt, von wo ich damals das Rezept für den Mårbackakaka – ein Kuchen mit geröstetem Hafermehl – mitgebracht hatte.


Marbacka-Kuchen
Mårbackakaka – 2007

Und wir haben uns im Buchladen wieder ein Souvenir zum Lesen besorgt – bei unserem ersten Besuch war das „Nils Holgerssons wunderbare Reise mit den Wildgänsen” – diesmal reiste „Gösta Berlings Saga” mit uns zurück nach Deutschland.


Nils Holgersson


Vor unserem diesjährigen Ausflug nach Mårbacka hatte ich auch noch das Buch „Mårbacka“ gelesen, welches im Bücherregal unseres Feriendomizils seinen festen Platz hat.
In ihren späteren Jahren schrieb Selma Lagerlöf eine dreiteilige Autobiografie: Mårbacka, Aus meinen Kindertagen sowie Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, ihr letztes vollendetes Werk.
Die Autobiografie ist keine Schilderung des eigenen Lebens im herkömmlichen Sinne, sondern besteht aus Erzählungen aus ihrer Kindheit, die einem bestimmten Zweck dienen: die Hintergründe ihres schriftstellerischen Wirkens darzustellen.
Bei der Besichtigung von Mårbacka trifft man überall auf alte Bekannte und Orte aus Selma Lagerlöfs Büchern….



In einem Gehege neben dem Buchladen trifft man auf zwei Pfauen – Farao und Sara – „Paradiesvögel”.



Selma Lagerlöf hatte ein angeborenes Hüftleiden. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, erwachte sie eines morgens und konnte nicht mehr gehen.
Die Ärzte waren ratlos und so beschloss ihr Vater eines Tages, die ganze Familie solle zur Kur nach Strömstad fahren. Dort ruderte man, um Selma eine Freude zu machen, zu dem vor der Küste liegenden Frachtschiff „Jakob“. In dessen Kapitänskajüte befand sich nämlich ein ausgestopfter Paradiesvogel.
Selma wurde von den Matrosen als erste an Bord gehoben. Und ehe die Familie ihr folgen konnte, war Selma verschwunden. Sie war dem Schiffsjungen in die Kajüte zum Paradiesvogel gefolgt – auf eigenen Beinen.
Die Eltern meinten, die Kur habe die Heilung bewirkt. Selma aber erinnerte sich, wie sie mit dem Schiffsjungen den Paradiesvogel betrachtet hatte.

Der Schiffsjunge zeigte ihr die langen glänzenden Federn. Dann bemerkte er: „Siehst du, man könnte meinen, er käme aus dem Paradies. Er hat gar keine Füße.“ Das passte sehr gut in die Vorstellung des Kindes vom Paradies, dass man dort nicht gehen müsse, sondern sich mit zwei Flügeln fortbewege. Das kleine Mädchen fragte sich, ob es der Paradiesvogel sei, der ihr geholfen habe.


Das Mårbacka Café

Ich habe mir auch ein kleines Buch mit Rezepten von Mårbacka mitgebracht, das es leider nur auf Schwedisch gab.
Davon werde ich sicherlich das eine oder andere ausprobieren, aber das dauert noch ein wenig, denn ich muss erst noch versuchen, es  irgendwie zu übersetzen.



Hier sind die Bilder von unserer Besichtigungstour auf Mårbacka:


Der Seerosenteich, gleich beim Eingang


Der Gemüse- und Obstgarten



Die schwarze Katze, die wir bei unserem ersten Besuch hier angetroffen haben, haben wir diesmal vermisst…


 


 


Das Herrenhaus



Der Flügel



Der Flügel wurde 1909-10 erbaut. Hier wurde Selma Lagerlöfs berühmtes „Mårbacka“ Haferkraft“ abgepackt, ein Mehl aus geröstetem Hafer, das im Värmland „Skrädmjöl“ genannt wird.
Dieses Mehl hat wertvolle Eigenschaften, die der Arzt Per Clarholm, Oberarzt in Karlstadts Krankenhaus, auf der Verpackung bestätigte:
„Skrädmjöl ist gesund, stärkend, wohlschmeckend und durch seine Ergiebigkeit auch preisgünstig.”
Die Produktion  begann Anfang 1920 und „Mårbacka“ Haferkraft“ wurde u.a. in einer großen Geschäftskette in Stockholm verkauft und nach Amerika exportiert.
Heute wird der Flügel als Dienstwohnung benutzt.

Das Hafermehl kann man heute noch in den lokalen Supermärkten und auch im Buchladen von Mårbacka kaufen. Es wird von der Stöpafors Mühle produziert – darüber werde ich in einem weiteren Beitrag berichten.
Im Café auf Mårbacka kann man den Mårbackakaka (siehe oben) und Pfannkuchen, die mit Skrädmjöl gebacken sind, probieren.



Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Wohngebäude



In der Mårbacka-Scheune finden jeden Sommer Ausstellungen statt, die Selma Lagerlöfs Leben und Dichtungen wiederspiegeln. Auch für Kinder gibt es hier viel zu sehen und zu erleben.



Das ehemaliage Arbeiterwohnhaus


Das Mårbacka Café


 

Die Marbacka Geranie in blassrosa

Die blassrosafarbene Mårbacka Geranie hatte ich bereits im Rottneros-Park entdeckt. Eine besondere Farbe, die ich bisher noch nie gesehen hatte.



Wir hatten uns zum Kaffee für Pfannkuchen aus Skrädmjöl entschieden. Dazu Sylt = Marmelade nach Wahl und Schlagsahne.



Das Rezept für die Pfannkuchen folgt demnächst hier im Blog.


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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (5) – Château de Bazoches, das Schloss von Vauban

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Das Château de Bazoches, das Schloss, in dem einst der Marschall Vauban (1633-1707) gelebt und gearbeitet hat, liegt etwa 10 km südlich von Vézelay, das wir am Vormittag, vor unserer Wanderung im Cure-Tal besichtigt hatten.

Vauban hing sehr an diesem Schloss, welches Ende des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Bei der Besichtigung bekommt man einen guten Einblick in die Persönlichkeit, das Familienleben und die Arbeit des großen Ingenieurs, der auch als aufgeklärter Schriftsteller hervortrat.
Von den Salons aus genießt man einen reizvollen Ausblick auf den Hügel, auf dem Vézelay liegt.

Die Galerie des Schlosses, in der Vauban mit seinen Ingenieuren Entwürfe für Befestigungsanlagen in Frankreich ausarbeitete, wurde zum Teil wiederhergestellt.
Ein berühmtes Beispiel dieser Befestigungsanlagen befindet sich ganz in der Nähe des Markgräflerlandes, im elsässischen Neuf-Brisach.



Zu sehen sind Modelle, Rüstungen und  Ahnentafeln mit Wappen aus Limoger Porzellan.
Das sehr gut erhaltene Schlafzimmer Vaubans ist immer noch mit seinen außergewöhnlichen Möbeln aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet.
Über dem Kamin hängt ein Porträt Ludwigs XIV., dem „Sonnenkönig” zu Pferde von van der Meulen.
Das kleine Arbeitszimmer bezaubert durch das reizende Vogeldekor an der Decke und eine Sammlung kleinformatiger Porträts, von denen drei Clouet zugeschrieben werden.
Im Erdgeschoß sind im Zimmer der Gattin Vaubans, die den Besitz verwaltete und dort bis zu ihrem Tod im Juni 1705 lebte, Andenken an sie ausgestellt.
Das Grab Vaubans befindet sich in der Kirche von Bazoches. Sein Herz wird im Invalidendom in Paris aufbewahrt.


Blick auf Bazoches
Blick auf Bazoches vom Parkplatz unterhalb des Schlosses
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Rechts im Bild die Kirche von Bazoches (12. – 16. Jahrhundert), in der sich das Grab von Vauban befindet


Nach der Besichtigung ging es zurück nach Auxerre. Nach kurzer Verschnaufpause im Hotel ging es zum Abendessn in Auxerre, in einem anderen Restaurant als am Vortag.
Fortsetzung folgt…


Aussicht über den Fluß Yonne auf die Silouette von Auxerre


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Auxerre
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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (3) – Vezelay, heilige Gebeine und der Jakobsweg

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Der zweite Tag im Burgund mit AVANTI begann mit einem gemütlichen Frühstück im Hotel.
Um 9 Uhr fuhren wir mit dem Bus nach Vézelay, wo wir eine geführte Besichtigung der Basilika gemacht haben.
Vorher mussten wir allerdings den steilen Anstieg bewältigen, um auf den Berg zu gelangen, auf dem die Basilika thront.
Um diese Jahreszeit sind nicht mehr so viele Jakobsweg-Pilger unterwegs, man sieht nur eine Handvoll schwer bepackter Wanderer, die vor der Kirche Selfies machen oder sich von Passanten ablichten lassen.
So wirkt der Ort – abgesehen von den Souvenirläden, die den Hauptweg (Grande Rue) zur Basilika säumen – ein wenig verschlafen und recht beschaulich.


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Die ehemalige Klosterkirche von Vézelay gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Burgunds und ganz Frankreichs.
Gestiftet wurde das Kloster von Girart de Roussillon, der im Mittelalter in Frankreich einige Heldentaten vollbracht haben soll.
Zunächst gründete er um die Mitte des 9. Jahrhunderts ein Nonnenkloster im heutigen Saint-Père de Vézelay. Nach der Zerstörung des Klosters durch die Normannen ließ er auf dem leichter zu verteidigenden nahen Hügel ein neues Kloster errichten, in das daraufhin Benediktinermönche einzogen.
Diese Gründung wurde 878 durch Papst Johannes VIII. geweiht.

Als am 31. März 1146 Bernhard von Clairvaux, der als eines der Häupter der Christenheit galt zum 2. Kreuzzug aufrief, hatte sich das Kloster durch den Besitz der Reliquien der Maria Magdalena bereits zu einem der größten Wallfahrtsorte jener Zeit entwickelt und war außerdem schon damals eine wichtige Etappe auf der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela (Jakobsweg).
König Ludwig VII. von Frankreich mit seinen Angehörigen und vielen Lehnsherren folgten dem Ruf und zogen begeistert los, das „Heilige Land” zu erobern.

Im Jahre 1190 trafen sich dann König Philipp August und der englische König Richard Löwenherz vor ihrem Abmarsch zum 3. Kreuzzug in Vézelay.
Franz von Assisi wählte Vézelay zum Standort des ersten französischen Minoritenklosters (Gründung um 1217).
Ab 1248, dem Jahr des 7. Kreuzzugs, machte Ludwig der Heilige als Mitglied des Dritten Ordens der Franziskaner mehrere Wallfahrten nach Vézelay.

Als Ende des 13. Jahrhunderts auch in Saint-Maximin in der Provence Reliquien der Maria Magdalena entdeckt wurden, blieben in Vézelay die Wallfahrer aus; Märkte und Messen verloren an Bedeutung.
1537 erlebte das in ein Chorherrenstift umgewandelte Kloster in den Religionskriegen den völligen Niedergang. 1569 wurde es von den Hugenotten vollständig ausgeplündert und in der Französischen Revolution teilweise dem Erdboden gleichgemacht.
Nach mehreren Jahrhunderten war die der Maria Magdalena geweihte Kirche völlig verwahrlost.

Von 1840 bis 1859 wurde die Kirche auf Initiative von Prosper Mérimée (Inspektor der Denkmalpflege) durch Viollet-le-Duc aufwändig restauriert und ist heute wieder so schön, wie in der Zeit der großen Wallfahrten.
Für den Erhalt trägt die Mönchsgemeinschaft von Jerusalem Sorge, die den Franziskanern nachfolgte.


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Drei romanische Portale schmücken die Fassade der Basilique Sainte-Madeleine.
Das Mittelportal ist reich geschmückt.



Der Narthex (Eingangsbereich) mit Hauptportal



Der 1132 von Papst Innozenz II. geweihte Narthex stellt sich wie eine Vorkirche dar. Er ist jünger als das Kirchenschiff und die Innenfassade. In der Struktur ist der Bau zwar noch romanisch, die Gewölbeformen entsprechen jedoch schon Techniken der Gotik.
Über den beiden Seitenschiffen liegen Emporen. An den mächtigen Kreuzpfeilern, deren Halbsäulen mit Figurenkapitellen geschmückt sind, erkennt man Szenen aus dem alten Testament.


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Das Hauptportal

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Das Hauptportal ist dem Missionsauftrag geweiht, mit dem Christus vor seiner Himmelfahrt die Jünger betraute. Man erkennt insbesondere das Pfingstwunder und verschiedene Heilungen.
In der Mitte thront Christus in der Mandorla. Er hält seine Hände schützend über die um ihn versammelten Apostel, während von seinen Wundmalen der Heilige Geist zu den Köpfen der Zwölf strahlt.
In den Bildern am ersten Bogenlauf und am Türsturz sind die bekehrten Völker dargestellt, die zu Füßen Christi von Petrus und Paulus als Vertreter der Kirche empfangen werden.
Im zweiten Bogenlauf wird durch die Tierkreiszeichen und Monatsbilder mit den Feldarbeiten die zeitliche Dimension eingeführt. Sie deutet an, dass die Mission der Apostel im Lauf der Menschheitsgeschichte stetig weitergegeben werden soll.


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Die große Figur Johannes des Täufers (das Osterlamm ist leider nicht mehr vorhanden) am Mittelpfosten scheint den darüber angeordneten Christus zu tragen.


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Die beiden Bogenfelder der kleinen Portale rechts und links werden beide von prächtigen Rankornamenten und Rosetten umrahmt.
Das Bogenfeld der rechten Tür zeigt Szenen aus der Kindheit Christi: unten von links nach rechts Mariä Verkündigung, Heimsuchung Mariä, Hirten auf dem Feld, Christi Geburt; darüber: Anbetung der Hl. Drei Könige.


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Der Innenraum


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Das 1120 und 1135 nach dem Feuersturm wieder aufgebaute romanische Schiff zeichnet sich durch seine Größe (Länge 62 m), das Mauerwerk aus verschieden getöntem Kalkstein, die Helligkeit und vor allem seine bewundernswerten Kapitelle aus. Das in zehn Joche gegliederte Mittelschiff ist viel höher als die Seitenschiffe.

Reizvoll sind die abwechselnd hellen und dunklen Keilsteine der Schwibbögen des Gewölbes. Die weiten Rundbogenarkaden unter den Obergadenfenstern sind an den die Bögen tragenden Halbsäulen mit wunderschönen Kapitellen geschmückt.
Rosetten, Wellenbänder, Palmetten, Blumen oder Blätter unterstreichen die großen Linien des baulichen Gefüges.



Die Kapitelle


Die Kapitelle im Schiff sind noch schöner als die Kapitelle des Narthex.
Aufgrund der verschiedenen Gestaltung und Ausführung der Kapitelle unterscheidet man fünf Bildhauer, deren Namen jedoch nicht bekannt sind.
Sie überraschen durch die szenische Komposition, die plastische Durchbildung und die teilweise kunstvolle Stilisierung der Darstellungen, die gelegentlich auch eine schalkhafte Idee realistisch zum Ausdruck bringen.


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„Mystische Mühle”: Der Prophet Moses schüttet das Korn des alten Glaubens in die Mühle, Paulus fängt das Mehl des neuen Gesetzes auf

Das gotische Querhaus und der Chor


Der romanische Chor der karolingischen Kirche von 1096 machte Ende des 12. Jahrhunderts einem lichtdurchflutetem Raum Platz, der 1215 fertiggestellt wurde.
Der weite Umgangschor aus hellen Kleinquadern wirkt durch die glatten, schlanken Säulen der zierlichen spitzbogigen Arkanden, das Triforium und die Hochfenster außerordentlich zart.

Die Reliquien der heiligen Maria Magdalena werden heute im Schaft einer mit einer modernen Statue geschmückten Säule im rechten Querhaus aufbewahrt.



Crypte / Krypta


Die karolingische Krypta wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vollkommen umgestaltet.
Zur Zeit der großen Wallfahrten im Mittelalter enthielt sie das Grab der heiligen Magdalena und bewahrt noch heute einen Teil der Reliquien dieser Heiligen.
Am Gewölbe sieht man Malereien aus dem 13. Jahrhundert.



Der Kreuzgang


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Nach unserer Führung, die am Ausgang des Kreuzgangs hinter der Kirche endete, wartete wieder mal ein köstliches Picknick auf uns, das Hans-Peter und Gerhard für uns auf einem der großen Steintische im Park hinter der Kirche (Terrasse du Château/Aussichtsterrasse) vorbereitet hatten.
Leider war die Aussicht nicht so hervorragend – aber das Wetter sollte später noch besser werden.



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Blick von der Aussichtsterrasse im Park hinter der Basilique Sainte-Madeleine de Vézelay auf das Cure-Tal und den Nordteil des Morvan)

Nachdem wir uns gestärkt hatten, hatten wir noch etwas Zeit um gewisse Örtlichkeiten aufzusuchen und uns noch ein wenig umzusehen.
Dann haben wir uns am Bus getroffen und sind zum Einstiegspunkt unserer heutigen Wanderung gefahren.
Fortsetzung folgt…


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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (2) – Abbaye de Fontenay und ein typisch französisches Abendessen

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Eingang zur Abbaye de Fontenay
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Steinkreuz vor dem Eingang zur Abbaye de Fontenay

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Nach der ersten kleinen Wanderung haben wir an unserem ersten Tag im Burgund eine geführte Besichtigung der Abbaye de Fontenay unternommen.
Die in ein einsames, grünes Tal gebettete ehemalige Abtei vermittelt einen genauen Eindruck davon, wie die Zisterzienser im 12. Jh. innerhalb ihrer Klostermauern lebten, nämlich wirtschaftlich vollkommen unabhängig.
Das Kloster in Maulbronn war übrigens von der gleichen Art – ebenfalls ein Zisterzienserkloster, aber eher schwäbisch geprägt und von vielen Fachwerkhäusern umgeben. Das hatte ich im Frühjahr zusammen mit dem Markgräfler besucht.


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Der Eingang des Pförtnerhauses (Obergeschoss 12. Jh.) ist mit dem Wappen der Abtei geschmückt.


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UNESCO Weltkulturerbe

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Gegründet wurde die Abtei um 1118 als Tochterabtei von Clairvaux durch den heiligen Bernhard, der damals noch Abt von Clairvaux war.
Fontenay ging ursprünglich aus einer im Wald von Châtillon-sur-Seine gegründeten Einsiedelei hervor, in der zunächst 12 Mönche unter der Leitung von Godefroy de La Roche lebten. Diese Gemeinschaft bekam so viel Zuspruch, dass die Mönche in das Tal zogen, wo heute die Abtei steht.
Bis zum 16. Jahrhundert erlebte die zuletzt über dreihundert Mönche und Laienbrüder beherbergende Abtei eine Zeit des Wohlstands.
Als der König weltliche Äbte in den Klöstern einsetzte, die nur noch an den Einkünften interessiert waren, folgte bald der Niedergang. Die Wirren der Regligionskriege trugen ihr übriges dazu bei.
In der Französischen Revolution wurden die Gebäude des Klosters verkauft und als Papierfabrik genutzt.
Unser Guide bezeichnete das als großes Glück – denn nur so wurde das Kloster weitgehend erhalten und die Steine nicht für den Häuserbau geplündert – wie das zum Beispiel in Cluny geschehen ist.
1906 begannen neue Besitzer eine grundlegende Renovierung, die den historischen Zustand der Anlage wieder herstellte.


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Die vielen Brunnen (franz. fontaines), denen die Abtei seinen Namen verdankt, wurden auf die sie umgebenden Rasenflächen verteilt.
Die Abtei ist noch heute in Privatbesitz – ein Flügel des Gebäudekomplexes wird von den Eigentümern bewohnt. Im ehemaligen Abtshaus ist heute das Gästehaus der Familie untergebracht.


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links: Taubenhaus und Wirtschaftsgebaude – rechts: Backhaus und Besucherkapelle, heute Museum

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Die Abteikirche


Die Abteikirche ist eine der ältesten Zisterzienserkirchen in Frankreich. Sie wurde 1147 durch Papst Eugen III. geweiht.
Der Bau ist sehr schlicht gehalten.
Die völlig schmucklose Fassade wird durch zwei Strebepfeiler gegliedert. Ihre sieben Rundbogenfesnter symbolisieren die sieben Sakramente. Die Kragsteine gehörten zu abgebrochenen Vorhalle. Die Flügel und Beschläge des Portals sind originalgetreue Nachbildungen.
Der Innenraum der Kirche ist genau nach den Ordensregeln und Plänen der Zisterzienser erbaut. Trotz relativ kleiner Ausmaße (Länge 66 Meter, Breite des Querschiffs 30 Meter) hat sie eine großartige Raumwirkung.
Im Querhaus steht die schöne Madonna von Fontenay (Ende 13. Jh) deren Lächeln und Pose an die Bildhauerschule der Champagne erinnert (Körper in S-Form).



Von der Abteikirche führt eine Treppe zum
Dormitorium,
dem ehemaligen Schlafsaal der Mönche.

Die Mönche schliefen, durch niedrige Wände voneinander getrennt, auf Strohsäcken auf dem Fußboden. Die gewölbte Balkendecke stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.



Der Kreuzgang

Der robuste und zugleich elegante Kreuzgang an der Südseite der Kirche ist ein wunderschönes Beispiel für die Zisterzienserarchitektur. Seine Flügel haben jeweils acht Joche und werden von außen durch mächtiges Strebewerk gestützt. Außer den Bogenöffnungen zum Kreuzgarten sind alle Rundbögen durch Doppelarkaden gegliedert, die auf stämmigen, gekuppelten Säulen ruhen.


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Kapitelsaal, Scriptorium (Schreibstube) und Wärmestube


Der mit Rippengewölben überspannte Kapitelsaal ist vergleichsweise üppig ausgeschmückt. Die kräftigen Gewölbedienste ruhen auf Bündelpfeilern mit feinen Blattkapitellen. Zum Ostflügel des Kreuzgangs öffnen sich prachtvolle Bögen.
Die Muster der Fenstergläser im Kapitelsaal von Fontenay sollen übrigens schon berühmte Modeschöpfer aus Paris inspiriert haben….



An den Kapitelsaal schließt sich das Scriptorium an, der große Schreibraum der Mönche. Durch einen kleine Tür rechts gelangt man in die Wärmestube, wo man sich früher an zwei Feuerstellen aufwärmen konnte. Außer der Küche war er der einzige Raum des Klosters, der geheizt werden durfte.
Der hintere Ausgang führt zur Schmiede und außerdem gelangt man nach außen in den Kräutergarten.



Die Wärmestube


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Ausgang zum Kräutergarten

Blick auf den Kräutergarten



Für den Garten hatten wir leider nicht genügend Zeit, aber die Schmiede haben wir noch besichtigt.
Südlich des Kräuter- und Gemüsegartens, etwas abseits von den anderen Gebäuden, steht der Krankenbau.


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Der Krankenbau


Die Schmiede


Die Schmiede befindet sich am Ufer des Flüsschens, da die Eisenhämmer und Blasebälge früher mit Wasserkraft betrieben wurden. Auf dem Weg zum Ausgang kommt man am Wasserturm vorbei, dessen Kaskade sich in ein Forellenbecken ergießt.



Dann hatten wir noch kurz Zeit, ins Museum zu gehen, bevor es weiterging nach Auxerre zu unserem Hotel.



Links die Backstube, rechts ein Kalvarienkreuz, wie man sie im Westen Frankreichs findet.



Unterwegs sahen wir wieder mal rieseige Felder mit Windkraftanlagen….
Schon im vergangenen Jahr, als wir durch die Champagne in Richtung Bretagne gefahren sind, ist mir das aufgefallen.


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Auf der Fahrt…. riesige Felder und Windräder
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Ankunft in Auxerre mit Blick über den Fluss Yonne auf die Altstadt

Gegen Abend kamen wir dann im Hotel „Les Marechaux” – die Marschälle an. Für uns etwas gewöhnungsbedürftig: Es gibt keine Zimmernummern, diese sind nämlich nach berühmten Feldherren benannt. Und noch richtig schwere Schlüssel hatten wir mit einem Messingbommel dran.
Aber in der Reisebeschreibung wurden wir vorgewarnt, was die Plüschigkeit des Hotels betrifft. Darauf komme ich später noch einmal zurück.
Kurze Zeit später trafen wir uns, um gemeinsam zum Abendessen zu gehen.



Im Restaurant Le Seignelay war für 20 Uhr das Abendessen vorbestellt.


burgund-mit-avanti-88burgund-mit-avanti-90Und das war das Menu:


Die Vorspeise


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L’assiette de charcuterie
(jambon sec, jambon persillé)
Vorspeisenteller mit rohem Schinken, Jambon Persillé = Schinken in Aspik mit viel Petersilie, Zwiebelconfit, Salat


Das Hauptgericht


Le plat du jour, selon l’humeur de chef

Das Tagesgericht, welches aus Wildentenschlegeln in Rotweinsauce, Erbsen, Lauch und Speck bestand.


Der Käse


burgund-mit-avanti-93Fromage
Drei verschiedene Käsesorten aus der Region


Das Dessert



Eine gigantische Eistorte mit Biskuitboden, Vanilleeis, Sahneeis, Creme de Cassis Eis und Meringue Haube (Baiser)
Danach noch einen Café und wir machten uns satt und zufrieden auf den Rückweg zum Hotel.
Nach so vielen Eindrücken des ersten Tages war ich ganz schön müde und habe anschließend geschlafen wie ein Stein.
Fortsetzung folgt.

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Ein Ausflug zur Hochburg bei Emmendingen

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Was hat denn dieses alte Gemäuer mit „Lebensart im Markgräflerland” und der Markgräflerin zu tun???
Das ist ganz einfach: Ihr seht Bilder von der Hochburg bei Emmendingen, die einst im Besitz der Markgrafen von Baden-Hachberg war.
In einem kleinen Büchlein über die Hochburg kann man lesen:

Die Ruine Hochburg ist eine der größten Badens. Als Burg „Hachberg” wurde sie im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt; als Gründer und erste Besitzer kommen die Herren von Hachberg infrage.
Seit dem 13. Jahrhundert waren die Markgrafen von Baden mit der Seitenlinie der Hachberger Besitzer und Nutzer der Anlage. (…)

Um 1515 gelangte das Amt Hachberg zusammen mit den 1503 angefallenen Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler durch Los an Markgraf Ernst (1515 bis 1553), der außerdem auch den nördlichen Landesteil um Pforzheim erhielt.

Die große Zeit der Burg begann im 17. Jahrhundert, als Markgraf Georg Friedrich von Baden sie zur Festung ausbauen ließ. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie jedoch 1636 gründlich zerstört.
Zwar vollendete Markgraf Friedich VI. von Baden 1660 den Wiederaufbau, doch der Pfälzische Erbfolgekrieg führte 1689 zur endgültigen Zerstörung.
Danach blieb die Hochburg Ruine und diente nur noch als Quelle romantischer Impressionen und sagenhafter Geschichten.

Und dass gutes Essen bei den Markgräflern seit jeher einen hohen Stellenwert besaß, beweisen diese Bilder meines Besuchs auf der Hochburg bei Emmendingen vor einigen Wochen.
Gleich mehrere Küchen gab es dort – oben im Bild kann man noch die Überbleibsel eines damaligen gemauerten Koch-Herdes besichtigen.


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Geschirr und Glas



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Kachelofen

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Der Glocknerhof in Münstertal und eine Besichtigung der Käserei

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Am Samstag vor einer Woche hatte es endlich geklappt – der Markgräfler und die Markgräflerin durften an einer Käserei Besichtigung bei Conny Brenneisen vom Glocknerhof in Münstertal Kaltwasser teilnehmen.

Von zwei früheren Besuchen und Einkäufen hatte ich bereits hier im Blog berichtet, und dadurch kam dann auch der Kontakt zustande. Hier zu den Berichten vom Sommer 2014 und Ende April 2015.

Die Führung sollte etwa eine Stunde dauern, mit anschließender Käseprobe, – ob wir ein wenig Zeit mitgebracht hätten? Ja klar! Und es gab dann so viel Interessantes zu erfahren, dass es am Ende insgesamt mehr als 2 Stunden waren, die wir auf dem Glocknerhof verbracht hatten.

Alles kann und werde ich hier nicht genau wiedergeben – für mehr Information einfach ins Web gehen: http://www.kaeserei-glocknerhof.de/ Hier sind also ein paar Eindrücke – und anschließend hatten wir noch die Möglichkeit, auf dem Hof einzukaufen, um unseren Kühlschrank mit bestem Bioland-Käse und Joghurt aufzufüllen.

These are the pictures of a visit to a cheese maker in the Black Forest. You will find best organic cheeses made from goat’s and cow’s milk.


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Wir hatten unser Auto wieder mal beim Besuchsbergwerk Teufelsgrund abgestellt und sind noch ein paar Minuten durch die schöne Landschaft spaziert.

Was hier so idyllisch aussieht, ist nicht so romantisch, wie manch einer meint…. Steile Hänge machen die Bewirtschaftung mit Traktoren und Geräten nahezu unmöglich – die Geißen fühlen sich aber an den Hängen wohl und betreiben so zusammen mit den Bauern vor allem Landschaftspflege. Manch eine Auflage, die vom Land und der EU erlassen wird, erschwert die Arbeit im „Naturpark Schwarzwald” zusätzlich.

Die Geißen aber kommen fast überall hin – wäre das Gelände nicht mit Zäunen gesichtert, würden sie sogar ständig ausbüchsen. Sie haben nämlich ihren eigenen Willen und sind, was ihre Nahrungsaufnahme angeht, äussert wählerisch:

So fressen sie nicht nur an einem Platz, bis alles abgegrast ist und ziehen dann weiter, so wie das zum Beispiel Schafe tun, sondern sie pendeln von einem Hälmchen zum andern – wer weiß, ob die Gräser drei Meter weiter nicht noch delikater sind, als das eben geknabberte? Aus diesem Grund gibt es auf dem Glocknerhof nur weiße Ziegen – die sieht man nämlich besser und findet sie dadurch schneller wieder, obwohl die weißen Ziegen eher bessere Fleischlieferanten sind. Es gibt im Münstertal insgesamt etwa 1.200 Ziegen – hauptsächlich die braunen Ziegen, welche die besseren Milchlieferanten sind.

Geißen- bzw. Ziegenmilch gibt es nur von April bis Oktober, wenn die Geißen Zicklein haben – also etwa nur ein halbes Jahr. Und dann durften wir die Zicklein im Stall besuchen und ihnen ein paar Streicheleinheiten geben. Von den Zicklein dürfen nicht alle überleben, gebraucht werden überwiegend die weiblichen. Es dauert relativ lange, bis man erkennt, ob es Geißein oder Böcke sind. Und nur die weiblichen geben eben die Milch. Wer Zickleinbraten mag, der kann auf Vorbestellung auch das Fleisch kaufen.



Und Regen – ja, den mögen die Geißen gar nicht. Sie können sich aber jederzeit im Stall aufhalten, wenn sie möchten. Conny  mag den Regen auch nicht so gerne – aber aus einem anderern Grund, wie die Geißen. Rennen die Geißen nämlich ständig hin und her, um vor dem Regen zu flüchten, gibt es weniger Milch.


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Kühe gibt es hier auch…. Weiter geht es zum Kuhstall  – welche Überraschung, der ist ja ganz hell und freundlich und seitlich offen mit viel Licht von oben: Nein, die Kühe frieren nicht im Winter. Im Sommer ist es vielen sogar zu heiß. Und mit mehr Licht fühlt sich nicht nur der Mensch, sondern auch die Kuh viel wohler. Sogar eine SB-Massagebrüste gibt es für die Kühe. Für die Kühe gibt es nur Weide oder getrocknetes Heu – „aus Silofutter-Milch kann man keinen Käse machen” – meint Conny – der Käse würde nicht schmecken. Um gutes Heufutter zu bekommen, braucht es 3-4 Tage schönes heißes Wetter bis das Heu gebrauchsfertig getrocknet ist  – mit der auf dem Hof angewandten Heutrocknung ist man nicht mehr so sehr vom Wetter abhängig.



Anschließend ging’s zum Herz der Käseproduktion  – hinein durften wir aus hygienischen Gründen nicht… aber es gibt große Türen. Glocknerhof 19


Für 9 kg Bergkäse braucht man übrigens 110 Liter Milch. Frische Rohmilch wird im großen Kessel auf 36 °C erwärmt. Dann wird Lab (Enzym aus dem Kälbermagen, das die Milch zum Gerinnen bringt) zugegeben. Nach etwa einer Stunde ist die Milch puddingartig fest. Jetzt zerschneidet man die Käsemasse mit der ”Käseharfe”,  je nach gewünschter Käseart, in verschiedene Bruchgrößen – grober oder feiner. Dann wird gerührt und gewärmt. Sobald sich genug Molke aus dem Käsebruch abgesondert hat, wird die Bruchmasse in Formen gefüllt, und gepresst. (Hartkäse) Da die Glocknerhof-Kühe ausschließlich Heu und kein Silofutter, zu fressen bekommen, wird dem Käse – anders als in großen Käseindustrien – KEIN Lysozym (Enzym aus Hühnereiweiß), Nitrat o.ä zugegeben. Nach einigen Stunden pressen kommt der Käse für einige Zeit in ein Salzbad. Wenn sich eine stabile Kruste gebildet hat, kommt der Käse in den Gewölbe-/Käsekeller. Dort werden die Käse jeden zweiten Tag gewendet, zur Konservierung mit Salzwasser abgerieben und auf ein frisches Holzbrett gelegt. Diese arbeitsintensive Käsepflege ist notwendig um auf den, in BIO-Käse sowieso nicht zugelassenen, antibiotisch wirkenden Konservierungsstoff Natamycin (E235) verzichten zu können! Die Rinde des Glocknerhof Käses kann man also ohne Bedenken mitessen.



Gewölbekeller


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VERKOSTUNG



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Das Schaubergwerk Teufelsgrund – Münstertal im Schwarzwald mit Einkehr im Bergwerkstüble

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Im Juli waren wir an einem verregneten Sonntag auch im Besucherberwerk Teufelsgrund in Münstertal. Ein Besuch lohnt sich immer. Es ist vom 1. April bis 29. Oktober zu besichtigen.
Während der Wintermonate wird das Bergwerk geschlossen, es finden keine Führungen statt – Gruppenführungen und Kindergeburtstage auch außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage.
Zu Halloween gab es sogar Gruselführungen für Kinder…
Die Temperatur im Stollen beträgt das ganze Jahr über konstant 8 °C. Man sollte besonders im Sommer warme Kleidung für die Besichtigung mitnehmen.

Zuerst wird man mit einem Helm ausgestattet, denn die Gänge sind teilweise sehr eng und niedrig, so dass die Gefahr besteht, dass man sich am Kopf verletzt – also unbedingt anziehen!
Am Anfang der Besichtigung wird ein Video gezeigt, in dem die Geschichte des Bergwerks und der Abbau von Erz und weiteren Produkten erläutert wird. Anschließend geht es in den Stollen.
Hier ist eine kleine Diashow von unserem Besuch im Bergwerk.

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Und anschließend mussten wir uns noch im Bergwerkstüble stärken. Sonntag Nachmittag gibt es selbstverständlich Kaffee und Kuchen, ausserdem zünftiges Vesper mit Speck, Wurst und/oder Käse, Bauernbrot, Kalbsbratwürste, Strammer Max….. und manchmal spielt abends eine Zwei-Mann Band auf dem Waschbrett, das sind richtige Originale….

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Auf kulinarischer Entdeckungsreise (7): Brügge/Belgien – Bier, der Halve Maan, Grey Shrimps

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Tomate mit Nordseegarnelen (grey shrimps) gefüllt – in der Brauerei De Halve Maan, Brügge – dazu ein Brugse Zot

Belgien ist auch für seine hervorragenden Biere bekannt. Was den Franzosen der Wein, ist in den Belgiern das Bier. Obwohl man in Brügge auch Wein bekommt – diese Tradition stammt noch aus der Zeit der Burgunder – wird das Bier sowohl als Alltagsgetränk in den zahlreichen Cafés serviert, aber auch zu festlichen Anlässen. In Belgien gibt es mehr als 100 Brauereien, die insgesamt über 400 grundverschiedenen Biere herstellen.
Charakteristisch für die Brauart der belgischen Biere ist die obergärige Brauweise. Manche Biere, wie die Weiß- und Kirschbiere (Kriek) erinnern an Zeiten, als man Hopfen als Biergewürz noch nicht kannte.
Die belgischen Weißbiere sind Schankbiere mit bis zu 45 % Weizenmalz und einem geringen Alkoholgehalt von ca. 3,5 Prozent. Sie geben sich leicht, fruchtig und erfrischend. Deren bekanntestes kommt aus Hoegaarden und wird unter anderem mit Koriander gewürzt.

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Links ein Kwak Bier (Starkbier mit 8,4% Alkoholgehalt), rechts ein Kriek Bier

Jedes Bier wird in einem speziellen Glas serviert. Dazu gibt es Knabbereien, etwas Wurst oder Käse oder man bestellt sich eine etwas kräftigere Grundlage wie Käse- oder Shrimpskroketten, oder im Sommer eine Tomate, die mit Shrimps gefüllt ist – und dazu gibt es selbstverständlich immer eine Portion Pommes….

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Nachdem wir in den Cafés schon verschiedene Biere probiert hatten, unter anderem auch das einzige Bier, das noch direkt in Brügge gebraut wird (Brugse Zot und Straffe Hendrik) – wollten wir nun auch die Brauerei „De Halve Maan“ endlich besichtigen.

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De Halve Maan ist eine authentische, historische Brauerei im Zentrum von Brügge. Diese Hausbrauererei ist seit 1856 ein traditionsreiches Familienunternehmen, geprägt von sechs Generationen. Hier wird das Brügger Stadtbier, das „Brugse Zot” gebraut, ein würziges obergäriges Bier mit Malz, Hopfen und einer speziellen Hefe. Täglich finden Besichtigungen in verschiedenen Sprachen statt. Wir haben uns an eine Führung in Englisch angeschlossen.

Bruegge Halve Maan 22Nach der Führung gibt es natürlich auch ein frisch gebrautes „Brugse Zot” zu verkosten, das aus einem großen Tank direkt über eine Pipeline zum Zapfen in den Gastraum geleitet wird… Für die Flaschenabfüllung wird das Bier noch gefiltert- das Bier, welches dort im Ausschank ist, wird naturtrüb serviert und ist, wie uns der Guide erläuterte, reich an Mineral- und weiteren wertvollen Inhaltstoffen, kalorienärmer als manch anderes Getränk und sowas von gesund…. in Maßen, nicht in Massen genossen natürlich. Also ein Bierchen am Abend ist durchaus erlaubt 😉

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Die Besichtigung beginnt im Verkaufsraum der Brauerei, wo man sich anschließend noch mit Bier eindecken kann, nachdem man sich persönlich von der Güte des Biers überzeugt hat.

Und jetzt zur Besichtigung:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wir durften auch auf’s Dach – mit einem sagenhaften Rundblick:

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…über den Dächern von Brügge.

Und anschließend an die Bar, um den im Eintritt enthaltenen Verzehrbon einzulösen.

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Und über allem betet und wacht der eine oder andere Bierheilige -so zum Beispiel der heilige Arnold von Oudenaarde, der im 11. Jhd. nach dem Einsturz einer Klosterbrauerei Gott um eine Biervermehrung anflehte. Sei Wunsch wurde erhört und er selbst galt fortan als der Schutzheilige der Brauer.
Auch Gambrinus, der König des Bieres, ist ein Belgier. Der Legende nach soll es der im 13. Jhd. regierende, äußerst durstige Herzog Jan I. von Brabant, Leuven und Antwerpen sein (Jan Primus), dessen Name zu „Gambrinus” verballhornt wurde.

Eine kleine, feine Speisekarte gibt es natürlich auch. Bei einem zweiten Besuch haben wir dann auch noch etwas zu Mittag gegessen – natürlich wieder ein „Brugse Zot¨ dazu getrunken – so frisch bekommt man es sonst nirgends…

(Die Küche schließt leider schon gegen 18:30 Uhr und somit reicht es nach der letzten Besichtigungstour des Tages nicht mehr, um auch eine Kleinigkeit zu essen).

Links eine sehr delikate Biersuppe mit Käse, rechts die mit Nordseekrabben/grey shrimps gefüllte Tomate, Salat (Rucola, Blattsalat und in feine Streifen geschnittener Chicoree), Mayonnaise und Ei – das Rezept für die gefüllte Tomate, ein Sommerklassiker in Belgien – folgt in einem separaten Post.

Unsere Bier-Souvenirs:

Brugse Zot blond ist ein obergäriges Bier mit einem angenehmen, leicht fruchtigen Aroma von Hopfen.
Es hat einen leichten, spritzigen, milden, prickelnden und frischen Geschmack. Dieses Bier hat schon viele internationale Wettbewerbe gewonnen und auch eine Goldmedaille auf dem World Beer Cup.

Brugse Zot Dubbel ist ein edles, dunkles Bier, es schmeckt malzig mit einem hohen Anteil von Hopfenaroma.
Es wird mit Hopfen aus Tschechien gebraut. Frisch, vollmundig und angenehm feinaromatisch.

Straffe Hendrik ist eine original alte Hausspezialität dieser Brauerei. Leichtes Malzaroma mit abgerundetem Hofpenaroma. Ein Genuss für Biertrinker.

Straffe Hendrik Quadrupel ist ein dunkles, obergäriges Bier. Es enthält dunkles Braumalz und schmeckt ausgeprägt malzig. Ein echter Biergenuss mit 11% vol. Alkohol, würzig mit abgerundetem Hopfenbitter.

Und hier noch eine kleine Bierkunde (Auszug aus Baedeker, Belgien):

„Wilde Biere”

Die „wilden Biere” sind eine einzigartige Spezialität. Das mithilfe der wilden, also frei lebenden Hefe hergestellte Lambic besteht zu 30 bis 40 Prozent aus ungemälztem Weizen und zu 60 bis 70 Prozent aus Gerstenmalz. Es ist meist schön goldfarben und ziemlich sauer mit einem Alkoholgehalt zwischen etwa 4 und 5 Prozent und erinnert manchmal an Apfelmost.
Das Faro ist ebenso wie das echte Lambic meist nur noch in den kleinen Brauereien zu bekommen. Das in der Regel aus alten und jungen Lambics verschnittene Gueuze ist eine im Sommer sehr bekömmliche süß-saure Erfrischung. Auf dieselbe Weise wie das Kirschbier Kriek wird übrigens traditionell auch Himbeerbier (Frambozen) hergestellt; Modeerscheinungen und ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind Biere mit Erdbeer-, Pfirsich- sowie Schwarze-Johannisbeer-Geschmack.
Große Lambick- und Gueuze-Brauereien sind beispielsweise Belle-Vue in Brüssel und St-Louis in Ingelmunster. Ein sehr saures Lambic gibt es im wunderbaren „À la Mort Subite” in Brüssel, auch „La Bécasse” in Brüssel schenkt eigenes Lambic aus; erste Adresse in der Hauptstadt aber ist die Brasserie Cantillon, die als eine der ganz wenigen Brauereien ihre Biere noch völlig auf traditionelle Weise herstellt. (…)

Rot…

Streng genommen gibt es heute nur noch ein echtes rotes Bier: das Rodenbach aus dem flandrischen Roeselare. Es ist so sauer, dass man es eigentlich niemandem verdenken kann, wenn er es für nicht trinkbar hält, und dennoch ist es ein Klassiker. Seine Säure erhält es von den verwendeten Hefen. Gebraut werden das einfache Rodenbach  mit 4,6 Prozent Alkohol und das Rodenbach Grand Cru mit 5,2 Prozent Alkohol. Gewöhnt man sich erst an die Säure, schätzt man es als guten Durstlöscher.

Braun…

Sogenannte braune Biere gibt es viele und auch viel gute, herausragend ist jedoch beispielsweise das Liefmans aus Oudenaarde, ein dem Ale ähnliches Bier. Die einfache Version Oud Bruin hat ungefähr 4,6 Prozent Alkohol, das besonders an Festtagen beliebte Liefmans Goudenband – abgefüllt in eine Champagnerflasche, die in Seidenpapier eingewickelt wird – ist trocken und süß-spritzig bei 5,5 Prozent Alkohol. Noch eine Besonderheit: Liefmans Kriek, ein weiches Kirschbier auf Ale-Basis.

Weiß…

Die belgischen Weißbiere sind Schankbiere mit bis zu 45 Prozent Weizenmalz und einem geringen Alkoholgehalt von ca. 3,5 Prozent. Sie geben sich leicht, fruchtig und erfrischend. Deren bekanntestes kommt aus Hoegaarden und wird u. a. mit Koriander gewürzt. Etwas stärker ist das Grand Cru aus derselben Brauerei. Andere gute Weißbiere sind das Dentergemse Wit, das Brugse Wit und das „Blanche” von Bécasse in Brüssel.

Trappistenbiere

Redet man von Klosterbieren, muss man streng unterscheiden. Da gibt es auf der einen Seite die echten Trappistenbiere, die nur in sechs Klöstern Belgiens von Trappistenmönchen gebraut und als Trappistenbier verkauft werden dürfen. Die bekannteste Klosterbrauerei ist diejenige von Chimay, die drei Biere braut: Rouge (rote Kapsel, 5,5 Prozent), Blanche (weiße Kapsel, 8 Prozent) und Bleue (blaue Kapsel, 9 Prozent), das es auch als Jahrgangsbier gibt.
Ähnliche Biere stellen die Mönche von Rochefort her. Das flandrische Kloster Westvleteren ist die kleinste der Brauereien und produziert ebenfalls drei Biere, dessen stärkstes das schwere, süße „Abbot 12” mit 10,6 Prozent Alkohol ist. Ebenfalls aus Flandern kommt das Trappistenbier von Westmalle mit dem dunklen und eher herben Dubbel (7 Prozent) und dem hellen Triple (8 Prozent).
Ein ganz außergewöhnliches Bier ist das kräftig gelbe Orval aus der südöstlichsten Ecke Belgiens: recht herb, etwas sauer und sehr bitter, ist es mit seinen 6 Prozent Alkohol wahrlich gewöhnungsbedürftig. Seit 1998 werden auch in der Sint-Benedictus-Abtei in Achel an der niederländischen Grenze drei Biere gebraut – und nur dort ausgeschenkt!

Klosterbiere

Deutlich zu unterscheiden von den Trappistenbieren – mit über 70 Marken wie Grimbergen, Leffe oder Affligem – sind die Klosterbiere („Abbaye”). Sie gehen zwar auch auf Klöster zurück, stammen heute aber in der Regel aus gewöhnlichen Brauereien, die die Rezepte von den Klöstern bekommen haben, und sind allesamt eher stark, schwer und malzig.

Spezialbiere

Es gibt noch eine Vielzahl meist obergäriger Biere, die oft duch besondere Flaschen, Etiketten und durch ebenso eigenartige wie treffende Namen auffallen: zu Beispiel Lucifer, Verboden Vrucht oder Delirium Tremens (das in einem mit kleinen rosa Elefanten verzierten Glas ausgeschenkt wird). Tradition hat die Hersellung von hellen und dunkeln Ales,wie das De Koninck aus Antwerpen, das starke Gouden Carolus aus Mechelen, die „Saison” aus dem Hennegau zwischen Charleroi und Mons oder die weichen Amberbiere wie das Palm. Sehr süffig und daher nicht zu unterschätzen ist das Duvel (8 Prozent) der Braurei Moorgat aus Breendonk.

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In Brügge findet man verschiedene Geschäfte, in denen man Bier aus ganz Belgien kaufen kann. Die größte Auswahl gibt es in einem Laden in der Wollestrrat 53 – davor kann man alle 1132 belgischen Biere an der Beerwall ausgestellt sehen….