Anfang Juni machten wir uns im roten Avanti-Bus auf den Weg zu einer Wanderreise in Bayern.
Nach einer gemütlichen Anreise mit Hans-Peter, von Freiburg über den Schwarzwald, erreichten wir am späten Nachmittag den Ort Beilngries in Oberbayern, wo sich Susanne aus Landshut als unsere Wanderführerin zu uns gesellt hat.
Nachdem die Zimmer im Hotel Krone bezogen waren, gab es zur ersten Orientierung von Susanne eine kleine Stadtführung.
Solnhofer Marmor in den Fluren des Hotels Krone
Der Markgräfler und die Markgräflerin waren vor vielen Jahren im Rahmen von diversen Weihnachtsmarkt-Besuchen in der Gegend um Nürnberg und auch kurz in Beilngries. Wiedererkannt haben wir hier nichts, das war wohl doch schon zu lange her.
Die Stadt ist ein perfekter Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen, Radtouren und Ausflüge. Im Restaurant des Hotels steht der Hausherr selbst und kocht traditionell bayerisch – hiervon werde ich später noch erzählen – und, wie überall, wird hier dringend Personal gesucht.
Aber erst mal zur Stadtführung.
Schräg gegenüber vom Hotel steht die Stadtpfarrkirche St. Walburga
Bunte Dachziegel sind das Charakteristikum dieser Kirche. Erbaut von 1911 bis 1913, an fast gleicher Stelle wie ihre barocke Vorgängerkirche, ist sie eine künstlerisch freie Schöpfung barocken Grundcharakters – der Nordturm ist mit seiner spätromanischen Bausubstanz aber das älteste Baudenkmal der Stadt. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Das Kaiserbeckhaus – dieses gotische Bürgerhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert. Seine auffällig reiche Giebelung mitsamt sogenannten Blendarkaden ist Bürgermeister Hans Wittmann als wohlsituiertem Bauherrn zu verdanken. Der Name des Hauses entstand vor dem Ersten Weltkrieg, als sich der damalige Hausbesitzer, ein Bäckermeister, von der Konkurrenz absetzen wollte.
Die Tourist-Information Beilngries befindet sich im Erdgeschoss des Haus des Gastes, mitten in der historischen Altstadt. Der imposante Bau wurde um 1450 errichtet. Früher diente er als fürstbischöflicher Getreidespeicher mit städtischer Brotbank – man sprach vom „Getreidekasten” und Kramladen im Erdgeschoss. Im ersten Stock wurden zwei Räume als Ratsstuben an die Stadt verpachtet.
Das barocke Beilngrieser Rathaus wurde zwischen 1740 und 1742 von Gabriel de Gabrieli, dem berühmten Baumeister der Eichstätter Fürstbischöfe und zu dieser Zeit Baudirektor des Hochstifts Eichstätt, erbaut. Bis 1802 war es Sitz des fürstbischöflichen Oberamtmanns, anschließend beherbergte es Landgericht und Bezirksamt. Bevor 1972 die Stadt in das Haus einzog, diente es als Landratsamt des damals noch eigenständigen Landkeises Beilngies – heute gehört Beilngries zum Landkreis Eichstätt.
Der Flurerturm (15./16. Jahrhundert) an der Südostecke der Stadtmauer war die Wohnung des Fluraufsehers (altertümlich: der „Flurhay”, der „Flurer”). Er hatte die wichtige Aufgabe inne, Feldfrevel, Weideverstöße und Holzdiebstahl im Stadtwald zu ahnden. Der Fachwerkaufbau ist jünger als der restliche Turm, er stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Am Ufer der Sulz
Die Kapelle Hl. Antonius von Padua
Dieser Baldachinbau stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und dient heute noch als Altar bei Bittprozessionen. Die Kapelle gilt als Pendant zur Pietà. Die beiden Kapellen standen im Osten bzw. im Westen außerhalb des Wassergrabens an der Stadtmauer. Der Heilige Antonius von Padua wird bei vielen Notfällen um Hilfe angerufen, unter anderem auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände. Deshalb heißt er im Volksmund auch „Schlampertoni”.
Der Bettelvogtturm beherbergte den Bettelvogt oder Bettelrichter. Er war für die Angelegenheiten der zahlreichen Bettler in der Stadt zuständig, er beaufsichtigte sie und sorgte dafür, dass sich fremde Bettler nicht zu lange in der Stadt aufhielten (erbaut 15./16. Jahrhundert).
Der Bürgerturm mit Frauenkirche und Schloss Hirschberg auf der Anhöhe im Hintergrund
Mit dem Bürgerturm (17./18. Jahrhundert) beginnt die östliche Reihe der Türme an der Beilngrieser Stadtmauer. Er war auch bekannt als „Turm der Bürgerstrafe”, denn dort mussten Beilngrieser Sträflinge ihren Arrest absitzen. Die sogenannten „Unbehausten”, also die Dienstboten und Fremde, wurden hingegen in das Amtshaus (auch Fronfeste tituliert) beim Seelennonnenturm eingewiesen.
Der Biergarten der Brauerrei Schattenhofer
Die Frauenkirche
Dieser Rokkokobau ist der bedeutendste Sakralbau in Beilngries. Er entstand ab 1753 unter dem fürstbischöflichen Hofbaudirektor Maurizio Pedetti.
Die Kapelle Pietà wurde 1721 von Johann Paul Schattenhofer gestiftet und 1730 geweiht (siehe Schattenhofer-Wappen). Das Originalbild des gekreuzigten Jesus befindet sich im Schloss Hirschberg.
Der Rossturm beschließt am Südwesteck die Reihe der Beilngrieser Türme. Erbauen ließ ihn 1520 Fürstbischof Gabriel von Eyb. Der Rossturm diente den Pferdehirten als Unterkunft – daher auch der Name.
Nach diesem Spaziergang war Abendessen angesagt. Als bayerische Begrüssung gab es einen Sekt mit Rumzwetschgen-Likör. Das Menü bestand aus einem kleinen gemischten Salat, Spargelcremesuppe, Schweinskrustenbraten mit Sauce und Kartoffelknödel – und zum Dessert gab es Vanille- und Schokoladeneis mit Sahne.
Zum Essen hatte die Markgräflerin ein dunkles Barock Bier.
Das war Tag 1 – Fortsetzung folgt.
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