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Samstagseintopf: Trippa alla Fiorentina – Sulz oder Kutteln nach Florentiner Art

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Fastenzeit ist Kuttel-Zeit!

Im vergangenen Jahr gab es hier im Blog „Geröstete Sulz (Kutteln, Kaldaunen) mit Brägele (Bratkartoffeln)” wie sie hier im Markgräflerland serviert werden.


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Geröstete Sulz mit Brägele

Und vor längerer Zeit standen auch schonmal Saure Sulz/Kutteln auf dem Speiseplan.


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Saure Kutteln

Vergangenens Jahr hatte ich mir dann auch vorgenommen, einmal die italienische Variante aus der Toskana, genauer gesagt aus Florenz nachzukochen – denn das Markgräflerland wird ja oft auch als „Toskana Deutschlands” bezeichnet. Da sollte man doch einmal einen Vergleich anstellen, oder nicht?


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Blick auf Florenz

In Florenz isst man üblicherweise sehr gerne Kutteln.
Die berühmteste und älteste Spezialität der toskanischen Küche ist tatsächlich die„Trippa alla Fiorentina”, eine kräftige Suppe mit Kutteln (Trippa) und viel Gemüse – und nicht etwa das als „Bistecca alla Fiorentina” bekannte Riesensteak!

Früher haben die armen Leute ihren Hunger mit diesem preisgünstigen und nahrhaften Gericht gestillt und noch heute ist es in der Toskana sehr beliebt.
Und das nicht nur bei den armen Leuten, sondern in allen Gesellschaftsschichten.
Man findet diese Speise sowohl in der Alltagsküche der Florentiner als auch auf den Speisekarten der Restaurants wieder.


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Und hier gibt es die Kutteln sogar als Street-Food!
Zwischen zwei Brötchenhälften geklemmt, nature mit Salz und Pfeffer oder mit milder grüner oder pikanter roter Sauce serviert sind dort die Kutteln immer noch populärer als Pizza, Hamburger  oder Döner!
Die Kuttelverkäufer (Trippai) findet man mit ihren Wägen meist auf den Plätzen der Stadt und in der Nähe von Märkten.

Und jetzt gibt es endlich einmal die Trippa alla Fiorentina als Samstagseintopf.

Man sagt, es sei die feinste Art, Kutteln zuzubereiten.
Wichtig ist, dass man dafür eine gute Fleischbrühe verwendet – am besten ist natürlich die selbst gekochte.
Ansonsten braucht man nur wenige Zutaten: Zwiebel, Karotte und Sellerie, die in Olivenöl gedünstet werden – also ein für die italienische Küche typisches Soffritto.

Den letzten Schliff bekommen die Florentiner Kutteln allerdings von zwei Zutaten, die eigentlich gar nicht zur toskanischen Küche gehören:
Butter und Parmesan, beides Produkte aus aus der Milchwirtschaft in der Poebene. Paradox – aber gut.


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Trippa alla Fiorentina – Kutteln nach Florentiner Art


Zutaten
für 4 Personen

• 1 rote Zwiebel
• 1 Karotte
• ½ Stange Staudensellerie
• 6 Esslöffel Olivenöl
• 2 geschälte Tomaten
• Salz
• Pfeffer
• 500 g Kutteln (in Streifen geschnitten, ca. ½-1 cm breit und 5 cm lang)
• ½ Liter Fleisch- oder Knochenbrühe
• 1 Gewürznelke
• 50 g Butter
• 70 g geriebener Parmesan

Zubereitung
Zwiebel abziehen und fein hacken. Karotte waschen und schälen, in feine Würfel schneiden. Staudensellerie waschen und ebenfalls in feine Würfel schneiden.
In einem großen Topf Olivenöl erhitzen und das Gemüse darin andünsten, bis es leicht angebräunt ist.

Dann die Tomaten hinzufügen, mit einer Gabel zerdrücken. Das Gemüse mit Salz würzen und bei geringer Hitze ein paar Minuten kochen.
Die Kutteln und die Gewürznelke dazu geben, alles mischen. Die Fleischbrühe angießen, sodass die Kutteln damit bedeckt sind.

Etwa 40 Minuten bei niedriger Hitze köcheln lassen. Die Nelke entfernen.
Vor dem Servieren mit Butter und geriebenem Parmesankäse mischen. Mit Pfeffer aus der Mühle würzen.


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Trippa alla Fiorentina – Tripe Florentine

Ingredients
(for 4 people)

1 red onion
1 carrot
½ celery stalk 
6 tablespoons olive oil
2 peeled tomatoes
Salt
Pepper

500 g tripe (cut into strips about ½-1 cm wide and 5 cm long)
½ litre of beef or bone broth
1 clove
50 g butter
70 g grated Parmesan cheese

 

Preparation

Peel onion and chop finely. Wash and peel carrots and finely dice. Wash celery and also finely dice.
In a large saucepan, heat olive oil and saute the vegetables in it until slightly brown.

Then add the tomatoes, mash with a fork. Season the vegetables with salt and cook for a few minutes over low heat.
Add the tripe and the clove, mix. Pour broth so that the tripe is covered.

Let simmer for about 40 minutes over low heat. Remove clove.
Before serving, mix with butter and grated Parmesan cheese. Season with freshly ground pepper.

 

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Sulz (Kutteln, Kaldaunen), sauer

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Sulz (Kutteln) sauer, eine fleischlose Fastenspeise???

Kutteln, Flecke oder Kaldaunen (in Baden Sulz genannt) sind die küchensprachlichen Bezeichnungen für den gewöhnlich in Streifen geschnittenen Pansen, d. h. der Vormagen von Wiederkäuern. Sie gehören zu den Innereien. In Baden werden vor allem Kutteln vom Hausrind verwendet…

Derzeit gibt es wieder frische Kutteln, die vorwiegend in den südlichen Teilen Deutschlands bekannt sind. Sulz sagt man dazu im Markgräflerland, und dieses Gericht hat wohl schon oft bei Nichteinheimischen für Missverständnisse geführt, weil sie sich so etwas Ähnliches wie Sülze darunter vorgestellt haben…

Sulz kommt eigentlich vom Salz – denn der Pansen muss, bevor man ihn weiterverarbeiten kann, 10 Stunden in Salzwasser (oft mit ein wenig Essig) gekocht haben. Dann wird er in feine Streifen geschnitten. Das übernimmt heutzutage zum Glück schon der Metzger für uns…

Hier kommt die Aufklärung des Themas „Kutteln” mit einem typischen Gericht aus dem Markgräflerland, was es früher noch öfters gab, mittlerweile aber sehr selten serviert wird. Dabei ist es gar nicht so übel.
Ich selbst hatte es auch schon Jahrzehnte nicht mehr gegessen, denn früher war das ein typisches Freitagsgericht (fleischlos für die Katholiken), obwohl es ja eigentlich von einem „Fleischtier” stammt, galt es nicht als Fleisch.  Ausserdem waren die Kutteln immer recht preisgünstig.

Als Kind konnte ich das Gericht irgendwann nicht mehr sehen – so oft gab es das am Freitag…

Aber, ich wollte endlich mal versuchen, ob diese Abneigung sich nicht irgendwie in Wiedererkennen und Mögen umwandelt, denn die Zubereitungsart und die Zutaten hören sich doch ganz gut an: trockener Weißwein, Zwiebeln, Knoblauch, Kräuter…

Dazu kann man entweder Brägele (Bratkartoffeln) servieren, oder Bauernbrot. In unserem Fall war das heute ein Kartoffel-Walnuss Brot – auch sehr lecker!

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Sulz (Kutteln oder Kaldaunen) sauer

(für 4 Personen)

750 g Sulz (Kutteln) vorgekocht
50 g Fett (z. B. Butterschmalz)
eine große, feingeschnittene Zwiebel
2 Knoblauchzehen, fein gerieben
3 Esslöffel Mehl (oder zum Schluss ein wenig saure Sahne)
2-3 Esslöffel Tomatenmark
1/2 Liter (500 ml) Knochenbrühe oder Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
ca. 100 ml trockener Weißwein (Gutedel)
1 Esslöffel Essig
gehackte Petersilie, Schnittlauchröllchen

Das Fett in einer gusseisernen Pfanne zerlassen, die Zwiebeln goldgelb darin rösten, dann das Mehl darüber stäuben.

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Sulz (Kutteln, Kaldaunen)

Die Kutteln dazugeben und ca. 5 Minuten kräftig anrösten.

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Dann das Tomatenmark untermischen und noch 10 Minuten weiterrösten, dabei schluckweise den Weißwein zugießen und Rühren, damit nichts anbrennt.
Evtl. die Hitze ein wenig reduzieren.

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Die Fleisch- oder Gemüsebrühe hinzugeben, etwas einreduzieren lassen und mit Knoblauch, Essig, Salz und Pfeffer abschmecken. Die Sulz zum Servieren in Suppenteller geben und mit gehackten Kräutern bestreuen. Heiss servieren!

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(Wer kein Mehl verwenden möchte, kann stattdessen zum Schluss noch etwas saure Sahne hinzufügen.)