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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (9) – Auxerre an der Yonne

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Am späten Nachmittag, nach der schönen Wanderung durch die Reben am Vormittag und dem hervorragenden Mittagessen in Irancy, stand eine Stadtführung in Auxerre auf dem Programm.

Auxerre ist die Hauptstadt Niederburgunds. Sie liegt auf einer Anhöhe an den Ufern der Yonne unweit der Einmündung des Canal du Nivernais in diesen Fluß.
Die Brücken, besonders die Pont-Paul-Bert mit Denkmal und das rechte Yonne Ufer bieten gute Aussichtspunkte zum Überschauen des Stadtbilds, das durch die eigentümliche Anordnung der Chorhäupter sämtlicher Kirchen zum Fluß hin geprägt ist.

Ringsum erstrecken sich Weinberge.
Die bekanntesten Rebsorten der Gegend sind Chablis (Weisswein) und Irancy (Rotwein).
Früher wurden hier neben Weißwein auch Rotwein, Rebsorte César  angebaut, die es heute aber nur noch in geringen Mengen gibt.

Das Auxerrois war einst der größte Weinlieferant Frankreichs. Über die Yonne, die in die Seine mündet, wurde der Wein bis nach Paris verschifft.
Im Jahr 1854 befiel der Echte Mehltau die Weinberge um Auxerre und Chablis und dezimierte kurzfristig die Erträge. Insbesondere die heute kaum noch bekannte Rebsorte Tressot war Opfer des Mehltaus. Als der Süden Frankreichs im Jahr 1868 von der Reblauskatastrophe getroffen wurde, kompensierten die Winzer des Département Yonne die ausbleibenden Lieferungen aus dem Languedoc.Vor 1886 wurde das Gebiet Auxerrois noch weitgehend vor der Reblaus, die aus Amerika eingeschleppt wurde, verschont.
Dann aber war das Gebiet aucch betroffen und bis 1904 fiel die Rebfläche von fast 34.000 auf knapp 12.200 Hektar. Als im Jahr 1910 der Falsche Mehltau erste Schäden anrichtete, lag die Ertragsfläche bei nur noch 3.800 Hektar, das Auxerrois als Weinlieferant verlor zunehmend an Bedeutung – die Auswirkungen der Pilzkrankheiten und  die politischen Unruhen der beiden Weltkriege sorgten wiederum für schlechte Ernten sowie einen schlechten Absatz. Zudem erholte sich der Weinbau im Süden Frankreichs schneller als gedacht und sicherte sich zunehmend den wichtigen Markt von Paris.


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Auxerre: Blick von der Pont Paul Bert auf die Cathédrale Saint-Étienne und die Abteikirche Saint-Germain

Das von den Römern beim gallischen Marktflecken Autricum an der wichtigen Straße von Lyon nach Boulogne-sur-Mer gegründete Autessiodurum war schon Ende des 4. Jahrhunderts eine bedeutende Stadt.
Im Mittelalter stand sie unter der Herrschaft von Bischöfen. Einer der bedeutendsten war der Heilige Germanus. Sein Grab wurde das Ziel großer Wallfahrten, sodass Auxerre im 12. Jahrhundert zur Heiligen Stadt erklärt wurde.

Treffpunkt für die Stadtführung war vor dem Hotel und zusammen sind wir dann zum Uhrenturm spaziert, wo unser Guide – übrigens ein Schweizer aus Basel, den es hierher verschlagen hat – auf uns wartete.


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Tour de l’Horloge – Der Uhrenturm


Dieser im 15. Jahrhundert auf den Fundamenten der gallorömischen Befestigung im Flamboyant-Stil erbaute Torturm hieß früher auch Tour Gallarde. Er war ein Teil der Stadtbefestigung.

Die Turmuhr aus dem 17. Jahrhundert symbolisiert das vom Grafen von Auxerre verliehene Stadtrecht. Sie hat zwei Zifferblätter, die auf beiden Seiten die Bahnen der Sonne und des Mondes zeigen.



Durch eine überwölbte Passage neben dem Turm erreicht man den Placce- du Maréchal-Leclerc.
Eine Gedenktafel in der Passage erinnert an Cadet Roussel (1743-1807), einen dummen Gerichtsdiener aus Auxerre, der zur Entstehung eines Spottlieds Anlass gab.


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Im Stadtzentrum sind noch viele interessante alte Fachwerkhäuser, meist aus dem 16. Jahrhundert, erhalten.

Place Charles-Surugue – Häuser Nr. 3, 4, 5, und 18 rings um den Cadet Roussel Brunnen.


Place Charles-Surugue
Place Charles-Surugue

Die Èglise Saint-Eusèbe ist der letzte Überrest eines in der Französischen Revolution aufgelösten Priorats. Sein schöner, mit Zackenbögen geschmückter Turm trägt eine steinerne Spitze aus dem 15. Jahrhundert.



Die Hauptsehenswürdigkeit von Auxerre ist die
Cathédrale Saint-Étienne


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Das dem heiligen Stephanus geweihte schöne gotische Bauwerk entstand zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Es befindet sich an der Stelle eines um 400 gegründeten und im Lauf der Zeit vergrößerten Heiligtums, das mehrmals in Brand gesteckt wurde. 1023 ließ Hugues de Châlon eine romanische Kathedrale errichten.
Ab 1215 unternahm Guillaume de Seigneley den Bau eines gotischen Gotteshauses. Um 1400 waren Chor, Mittelschiff, Seitenschiffe, die Kapellen und das südliche Querhaus vollendet. Ihre heutige Gestalt hatte die Kirche schließlich um 1560.
Die Flamboyant-Fassade wird von zwei mit gotischen Motiven verzierten Türmen eingerahmt. Davon ist der südliche unvollendet. Ziergiebel und vorgeblendete gotische Bögen bilden ihren Schmuck. Die Fensterrose über dem tief eingeschnittenen Hauptportal hat einen Durchmesser von 7 Metern. Abgesehen von den Zerstörungen in den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts haben die berühmten Skulpturen aus dem 13. und 14. Jahrhundert und das ganze Bauwerk aus weichem Kalkstein stark unter Witterungseinflüssen gelitten.
Die Fassade ist erst kürzlich aufwändig gesäubert worden.


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Im Bogenfeld des Hauptportals ist der thronende Christus zwischen Maria und Johannes dargestellt. Auf dem Türsturz erkennt man das Jüngste Gericht, bei dem Christus den Ehrenplatz zwischen den Klugen (rechts) und denTörichten Jungfrauen (links) einnimmt, deren 12 kleine Figuren auf den Türpfosten angeordnet sind.



Der Innenraum


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Das im 14. Jahrhundert erbaute Hauptschiff wirkt sehr einheitlich. Es erhielt im 15. Jahrhundert sein heutiges Gewölbe.
An der hinteren Wand des rechten Querhauses sind vier mit realistischen Figuren geschmückte Konsolen bemerkenswert. Darüber eine Fensterrose (1550 mit Gottvater im Kreis der himmlischen Heerscharen. In der Fensterrose (1530) des nördlichen Querhauses ist die Jungfrau Maria zu sehen, umgeben von Engeln und den Symbolen ihrer Anrufungen.

1215 ließ Bischof Guillaume de Seigneley den romanischen Chor abreißen und über der Krypta (11. Jh.) einen gotischen Umgangschor errichten. Dieser war 1234 vollendet.
Die Glasmalereien gehören neben denen von Chartres, Bourges und Troyes zu den schönsten Zyklen Frankreichs.
Die ältesten, in Blau und Rot gehaltenen Fenster befinden sich im Chorumgang. Es sind Medaillons aus dem 13. Jahrhundert mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte, der Geschichte Davids, Josephs, des verlorenen Sohns und vieler Heiliger.
Blendarkaden, die mit den Köpfen von Propheten und Sybillen verziert sind, laufen am Sockel entlang.



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Nach der Besichtigung der Kathedrale ging es weiter durch die Gassen mit ihren schönen Fachwerkhäusern zum Quartier de la Marine und ans Ufer der Yonne.


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Wir hatten Glück und durfen uns sogar einen der Innenhöfe ansehen, die oft sonst nur durch ein Schlüsselloch zu sehen sind.



Quartier de la Marine


In diesem Ortsteil mit engen, gewundenen Straßen lebten früher die Flußschiffer.
Von der Rue Cochois geht man in die Rue de l’Yonne, dann durch die Rue de la Marine, um sich den Rest des Nordostturms der gallorömischen Stadtbefestigung anzusehen.
Umkehren und zum reizvollen Place St-Nicolas gehen, wo die Häuser Nr. 3 und 4 sehenswert sind. (Nikolaus war der Schutzpatron der Flußschiffer).


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Rue de la Marine
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Place St-Nicolas

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Noch ein ein Blick von der Fußgängerbrücke über die Yonne und das war dann das Ende der Stadtführung.


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interessante Wendeltreppe am Ende einer Einkaufspassage

Zusammen mit ein paar Mitreisenden bin ich dann noch in einer Bar in am Place St-Nicolas eingekehrt.
Eigentlich hatten wir am Mittag schon genügend gegessen und gar keinen richtigen Hunger, aber der Rotwein musste dann doch von einer „Kleinigkeit” begleitet werden.
Für mich gab es einen Salatteller mit Kartoffeln, Speckwürfeln und Toast mit Ziegenkäse.


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Und dann war es Zeit, ins Hotel zurück zu gehen.
Fortsetzung folgt…


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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (8) – Restaurant Soufflot in Irancy

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Nach unserer Wanderung durch die Weinberge sind wir, wie ich bereits erwähnt habe, zum Mittagessen im Restaurant Le Soufflot in Irancy eingekehrt.
Ein superleckeres Essen mit drei Gängen.
Der Koch des Restaurants hat für seine hervorragende, traditionell regionale Küche eine Auszeichnung erhalten.


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Hier ist das Menü


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Amuse-Gueule
Gougères = Käsewindbeutel



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En Bourgogne, la gougère est un amuse-gueule souvent servi pour les fêtes ou pour le tâtevinage (dégustation des vins).
Mais elle peut être préparée en entrée, elle sera alors farcie de champignons ou d’escargots.

Im Burgund werden die Gougères (Käsewindbeutel) oft auf Partys als Amuse-Gueule/kleine Vorspeise oder zur tâtevinage (Weinprobe) serviert.
Man kann die Gougèrers aber auch als Vorspeise servieren, oft werden sie hierfür auch mit Pilzen oder Weinbergschnecken gefüllt.
Sie bestehen aus einem pikanten Käse-Brandteig. Sie werden frisch aus dem Ofen, warm serviert.



Der Wein
2012 er Domaine Colinot Irancy Palotte


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Domaine : Colinot
Bourgogne – Chablis et Yonne
Appellation : Irancy

Vin rouge – AOC – Cépages : César, Picpoul noir
Ein Irancy Rotwein aus César und Picpoul noir Trauben.


Die Vorspeise (Entrée)
Lachstartar mit Mango und Koriander
dazu rustikales Brot


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Das Hauptgericht
Charolais Rinderbraten mit Auberginenpüree, Pilzen und gebratenen Mini-Auberginen
und Bratensauce mit Traubenmost


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Das Dessert
Schokoküchlein mit Walnuss-Eiscreme



Den Abschluss machte ein Espresso und danach ging es durch die Gassen von Irancy zum Bus, der etwas unterhalb geparkt war.


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Gegen 14 Uhr fuhren wir mit dem Bus zurück nach Auxerre, wo wir uns ein wenig ausruhen konnten, bevor wir uns am späten Nachmittag zu einer Stadführung trafen.


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Relaxen im Hotelgarten…


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Fortsetzung folgt…

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Eine Genuss-Wanderreise im Herbst mit AVANTI: BURGUND (7) – Durch die Reben nach Irancy

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Bourgogne Trauben

Als wir an unserem dritten Tag in der Bourgogne aufwachten, war es draußen neblig und ziemlich kühl.
Aber der Wetterbericht hatte Sonnenschein vorausgesagt und außerdem stand eine Wanderung bergauf durch die Reben in das bekannte Weindorf Irancy auf dem Programm, und ich dachte mir schon, dass der Nebel nur im Yonne-Tal hängt… und tatsächlich war es so!


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Mit dem Bus am Ausgangspunkt unserer Wanderung bei Champs sur Yonne angekommen, zeigte sich schon die Sonne und nach dem ersten Anstieg konnte ich schon die oberste Kleidungschicht ablegen und im Rucksack verstauen.
Wer sich die Wanderung aus irgeneinem Grund nicht zutraute, konnte später mit Gerhard im Bus zum Ziel fahren.



Der erste Anstieg ist geschafft, der Fleece-Pulli ist im Rucksack und wir genießen die warmen Sonnenstrahlen und die schöne Aussicht.
Und da soll mal einer sagen, die Franzosen seien nicht umweltbewußt und fortschrittlich – hier wird schon ganz schön viel Windkraft genutzt und mich stören die Windräder in der Landschaft überhaupt nicht. Im Gegenteil – ich finde das sehr interessant und stellt man sich hier einen endlosen Horizont ohne Windräder vor, wäre das Bild doch eher langweilig, oder nicht?


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Die Reben werden hier bodennah gehalten, die Rebstöcke sind im Vergleich zum Markgräflerand sehr niedrig.


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Unterwegs konnten wir zusehen, wie die Trauben geerntet werden – nämlich maschinell mit dem Vollernter – also keine Spur von Winzerromantik mit Weinlese von Hand.
Nur die Trauben, die der Vollernter nicht erwischt, werden nachträglich noch von Hand geerntet.
Die Rebsorte des berühmten roten Burgunders heißt „Pinot noir”, die Weinregion, durch die wir gewandert sind ist das Auxerrois.


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Burgunder Trauben – Pinot Noir

Dann ging es wieder bergab und wir konnten unser Ziel schon sehen.
Das Winzerdorf Irancy (350 Einwohner) mit seinen schönen alten Höfen liegt 12 km südlich von Auxerre.
Die Rot- und Weissweine aus Irancy gelten als die besten der Weinregion Auxerrois.





Unser Ziel in Irancy war das Restaurant Le Soufflot. Das einzige Restaurant in diesem kleinen Ort sieht von außen recht unscheinbar aus, scheint aber stets gut besucht zu sein.
Jedenfalls kamen um die Mittagszeit immer mehr Leute und nach kurzer Zeit waren alle Tische besetzt.
Für uns war dieser Platz in einer Art Wintergarten reserviert. Es könnte sogar sein, dass dieser Raum vorher eine Scheune oder Teil eines Innenhofs war.


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Jetzt wollt ihr bestimmt wissen, was es zum Mittagessen (déjeuneur) gab?! Das erzähle ich euch in der Fortsetzung, die demnächst folgt.
Eines kann ich euch schon verraten: Es gab zum Essen natürlich einen Rotwein aus Irancy!