Es ist wieder Freitagabend und wir freuen uns, dass endlich Wochenende ist.
Leider ist es nicht so schön sonnig und warm, dass man ewig auf der Terrasse sitzen könnte, ohne sich nicht irgendwann in eine Decke einzuwickeln oder einen Pulli überzuziehen.
Umso mehr ein Grund, mit dem passenden Drink ein wenig Sommerlaune zu verbreiten!
Heute gibt es einen leichten Apéritif mit Lillet Blanc, Sodawasser, Eis und einem erfrischenden Minzezweig.
Die dazu servierten Snacks sind dem entsprechend mediterran: Octopussalat (hierfür habe ich heute kein Rezept für euch, der ist gekauft), grüne Oliven mit Anchovispaste gefüllt und Maischips.
Übrigens, ich lese gerade den neuen Krimi von Jean-Luc Bannalec: Bretonisches Leuchten – Kommissar Dupins sechster Fall
Dupin befindet sich mit seiner Lebensgefährtin Claire im Urlaub an der Côte de Granit Rose und hat strengste Verordnung, sich zu erholen.
„Seit Claire und Dupin vorgestern Abend angekommen waren, herrschte fabelhafter Hochsommer. Tagsüber stetig um die dreißig Grad, dazu ein grandios blauer Himmel. Keine Wolke, kein Dunst. Die Luft war glasklar, was der leichten atlantischen Brise zu verdanken war. Die vorherrschenden Farben ergaben ein exquisites Zusammenspiel: das strahlende Blau des Himmels, das Türkisgrünblau des Meeres und das Rosa des Sandes und der Felsen.
Es war atemberaubend schön. Surreal schön.
»La douceur de vivre«, beschrieb man die Stimmung an leichtfüßigen, unbeschwerten Sommertagen wie diesen, die „milde Süße des Lebens”. Oder wie es auf Bretonisch hieß: »La vie en roz« – das Leben in Rosa.
Aber leider ist die himmlische Ruhe und das süße Nichtstun nichts für den umtriebigen Kommissar:
„Die reine Hölle.
Nichts war Dupin unerträglicher als Müßiggang. Nichts vermochte den Kommissar nervöser zu machen als vorsätzliche Entspannung. Dupin musste in Bewegung sein, sich beschäftigen. Die beständige Aktivität war sein Element, alles andere eine Qual.”
Und ihr werdet es schon ahnen – in seiner Umgebung passieren mysteriöse Dinge und schon nach wenigen Tagen ist er heimlich damit beschäftigt, in einem Mordfall zu ermitteln.
Natürlich – und ganz besonders im Urlaub – geht es auch immer wieder ums Essen und Trinken.
Das perfekte Buch für solch ein Wochenende, an dem man nicht so recht weiß, wie sich das Wetter entwickeln wird und mit dem man sich dank der wundervollen Beschreibungen von Landschaft und Stimmung an einen anderen Ort träumen kann – findet ihr das nicht auch?
Lillet Blanc in ein Glas mit Eiswürfeln geben. Grapfruitsaft hinzufügen, mit Sodawasser auffüllen. Mit dem Minzezweig garnieren.
Lillet Reine
Ingredients:
5 cl Lillet Blanc 4 cl grapefruit juice Soda water 3-4 ice cubes
1 Mint sprig
Preparation
Pour Lillet blanc in a glass with ice cubes. Add grapefruit juice, fill up with soda water. Garnish with the mint sprig.
Seve with green olives, filled with anchovi-paste, octopus salad and corn chips.
Leider macht das Wetter gerade nicht das, was wir uns für einen Feierabend am Freitag und im Sommer wünschen würden. Aber – es soll trotzdem einen Feierabend-Cocktail geben.
Und schließlich hat man endlich mal wieder Zeit, sich mit einem guten Buch auf’s Sofa zu setzen, denn im Garten verpasst man ja nichts…
Ich lese gerade den neuen Bretagne-Krimi von Jean-Luc Bannalec: „Bretonische Flut”, der ganz zufällig in unserem Urlaubsort vom vergangenen Jahr spielt, nämlich in Douarnenez, in der westlichsten Ecke Frankreichs.
Beim Lesen habe ich sofort wieder die Stimmung und unsere Erlebnisse vor meinem inneren Auge und es fühlt sich so an, als wäre ich gerade erst dort gewesen.
Aber zurück zum Cocktail…
Dieses Jahr ist ja bekanntlich ein Schaltjahr. Daher gibt’s heute als Feierabendcocktail einen „Leap Year“.
Den Cocktail hat der Barkeeper Harry Craddock übrigens am 29. Februar 1928 im Savoy Hotel in London erfunden – womit die Frage nach der Herkunft des Namens auch geklärt wäre.
Eis und die übrigen Zutaten in einen Shaker geben. Schütteln und anschließend in eine Cocktailschale abseihen.
This year, as you all know, is a leap year.
Therefore, there is a cocktail called „Leap Year“ today, to start the week-end.
The cocktail was invented by bartender Harry Craddock on 29 February 1928 at the Savoy Hotel in London – so this explains the origin of the name.
Leap Year
2 cl Vermouth rosso / Martini rosso 1 cl Grand Marnier 3 cl Gin dash of lemon juice 5 ice cubes
Give ice and the remaining ingredients in a shaker. Shake and then strain into a cocktail glass.
Grondin Rouge, Knurrhahn, Sankt Petersfisch und Seezunge…
Kommen wir mit Asterix und Obelix nach Marseille, wo bei der Fußball EM heute auch das erste Spiel im Viertelfinale stattfindet.
Dieser Teil meiner kulinarischen Tour de France hat mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet.
Warum?
Die Rohstoffe waren es – ich meine damit die vielen verschiedenen, fangfrischen und möglichst gerade erst vom Kutter geholten Fische, die man dafür braucht.
Und das bei uns im Markgräflerland – hunderte von Kilometern vom Meer entfernt und überhaupt ohne jeden blassen Schimmer, wie man einen ganzen Fisch entschuppt, geschweige denn wie man Fisch richtig aufschneidet und ausnimmt ohne ein Gemetzel zu veranstalten….
Klar, ich hätte wieder mal über die nahegelegene Grenze nach Frankreich fahren und mich dort im Supermarkt eindecken können – vielleicht nicht unbedingt was die äußerste Frische angeht, aber die Sortenvielfalt und eine gute Qualität wären dort gegeben…
Aber nach dem Studium verschiedener Bücher über die französische Küche habe ich davon abgesehen und entschieden, hier ein küchentechnisches „blank“ einzufügen und irgendwann einmal nach Marseille zu reisen, um das Original kennenzulernen.
Marseille – die 2600 Jahre alte Hafenstadt ist die zweitgrößte Metropole Frankreichs. Die Sonne scheint hier an 300 Tagen im Jahr.
Der Vieux Port, der Alte Hafen, liegt im Zentrum der Stadt.
Dort verkaufen die Fischer frühmorgens den frischen Fang auf dem Markt – natürlich auch für die Bouillabaisse.
Die Bouillabaisse war früher ein Arme-Leute-Essen. Heute ist die bekannte Suppe Luxus, denn der Fisch hat seinen Preis.
Am besten soll sie im Restaurant Miramar am Alten Hafen schmecken. Dort kann man sogar einen Kochkurs für Bouillabaisse belegen, mit Besuch auf dem Markt und anschließendem Essen.
„Pour faire une bonne bouillabaisse, il faut se lever de bon matin “, „für eine gute Bouillabaisse muss man früh aufstehen“. „Ah, que c’est bon, la bouillabaisse! Ah, mon Dieu, que c’est bon, bon, bon!“ (Lied gesungen von Fernandel)
Und man muss nicht nur früh aufstehen, um die frischesten und besten Fische zu bekommen, sondern man sollte auch gleich eine Riesenportion Suppe davon kochen – denn eine Bouillabaisse ist erst dann gut, wenn sie möglichst viele verschiedene Fische enthält – Fische aus Gewässern mit felsigem Grund, was ihnen einen besonderen Geschmack verleiht.
Ganze vier Kilo Fisch und Weichtiere werden in einer Bouillabaisse für 10 Personen verarbeitet!
„Eine Bouillabaisse für zwei oder drei, das haut nicht hin. Je mehr mitessen, desto besser, denn umso mehr verschiedene Fische kommen hinein”
Aus dem Buch Frankreich – eine kulinarische Reise
Texte von Jean-Louis André
Rezepte von Jean-Françoies Mallet
Fotos fon Jean-Daniel Sudres
erschienen im Droemer Verlag, 2002
Bouillabaisse à la marseillaise nach einem Rezept von Gaby, Küchenchef in der Grand Bar des Goudes
Für 10 Personen
Vorbereitungszeit:
1 ½ Stunden
Garzeit: ca. 20 Minuten
• 4 kg frische Fische und Weichtiere
Rouget barbet (Meerbarbe), Rascasse (Drachenkopf), Grondin perlon (Knurrhahn), Congre, Anguille de mer (Meeraal), Lotte (Seeteufel), St. Pierre (Sankt Petersfisch), Poulpe (Krake), Vive (Petermännchen)
• 200 ml Olivenöl
• 3 Zwiebeln
• 7 Knoblauchzehen
• 5 sehr reife Tomaten
• Salz
• Cayennepfeffer
• 1 Zweig Fenchelgrün
• 1 bouquet garni (Gewürzsträußchen aus 1 großen Zweig Thymian, 2 Stängel Petersilie, 1 Lorbeerblatt)
• 8 Safranfäden
• 1 kg Kartoffeln
• 10 Seeigel (oursins)
• 10 Scheiben Landbrot
Für die Rouille
• 2 Knoblauchzehen
• grobes Meersalz
• 1 Eigelb
• 10 Safranfäden
• Cayennepfeffer
• 200 ml Olivenöl
Die Knoblauchzehen schälen, die Keime entfernen und mit grobem Salz in einem Mörser zu einem feinen Mus verarbeiten.
Eigelb und Safran hinzufügen, mit Cayennepfeffer würzen und nach und nach unter kräftigem Rühren das Öl erst tröpfchenweise wie für eine Mayonnaise einarbeiten.
Zubereitung der Suppe
Die Fische abschuppen, Flossen abschneiden und abspülen (wenn möglich in Meerwasser). Samt den Gräten in grobe Stücke schneiden. Den Kraken waschen und in Stücke schneiden.
Das Olivenöl in einer großen Kasserolle erhitzen, die Zwiebeln abziehen, hacken und hinzufügen. 6 Knoblauchzehen abziehen, zerdrücken und zusammen mit dem kleingeschnittenen Kraken in die Kasserolle geben.
Tomaten überbrühen, die Haut abziehen, die Kerne entfernen. Das Fruchtfleisch würfeln und ebenfalls in die Kasserolle geben.
Bei schwacher Hitze 5 Minuten bräunen, dabei vorsichtig umrühren, damit das Öl die Aromen aufnehmen kann.
Die Fischstücke in die Kasserolle geben, die größeren zuerst, die kleineren zum Schluss.
Mit kochendem Wasser bedecken, um den Bratensatz zu lösen. Mit Salz und Cayennepfeffer würzen. Fenchelzweig, bouquet garni und Safran hinzufügen.
Bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten garen und dabei hin und wieder vorsichtig umrühren, damit sich der Fisch nicht auf dem Boden absetzt.
Die Brühe abschmecken. Die Bouillabaisse ist gar, wenn Sud, Öl und Wasser gebunden sind.
Die Kartoffeln schälen, in dicke Stücke schneiden und in Salzwasser 15 bis 20 Minuten garen.
Die Seeigel mit einer Haushaltsschere öffnen, den Rogen (Corail) auslöffeln und aufbewahren.
Die Fischteile in einer flachen Schüssel anrichten. Rogen in die Brühe einrühren.
Das Landbrot in dicke Scheiben schneiden. Die verbliebene Knoblauchzehe halbieren und das Landbrot damit einreiben. Je eine Scheibe Brot auf einen Suppenteller legen. Mit sehr heißer Brühe übergießen und etaws Rouille darüber geben.
Fisch und Kartoffeln separat servieren.
Bouillabaisse à la marseillaise according to a recipe of Gaby, chef at the Grand Bar des Goudes
For 10 people Preparation time: 1½ hours Cooking time: about 20 minutes
• 4 kilos of fresh fish and molluscs Rouget barbet (mullet), Rascasse (scorpionfish), Grondin perlon (gurnard), Congre, Anguille de mer (sea eel), Lotte (monkfish), St. Pierre (John Dory), Poulpe (octopus), Vive (weever) 200ml olive oil 3 onions 7 cloves of garlic 5 very ripe tomatoes salt cayenne pepper 1 sprig of fennel leaves 1 bouquet garni (small bunch of herbs: 1 large sprig of thyme, 2 sprigs of parsley, 1 bay leaf) 8 saffron threads 1 kg potatoes 10 sea urchins (oursins) 10 slices of country bread
For the Rouille 2 cloves of garlic coarse seasalt 1 egg yolk 10 saffron threads cayenne pepper 200ml olive oil
Peel the garlic cloves, remove green bits and finely crush and purree in a mortar together with some coarse salt. Add egg yolk and saffron, season with cayenne and gradually incorporate the oil, first drop by drop while stirring vigorously like preparing a mayonnaise.
Preparation of soup
Flake the fish, cut off fins and rinse the fish, if possible in seawater.Cut the whole fish (with the bones) into large pieces. Wash the octopus and also cut into pieces. Heat the olive oil in a large casserole. Peel the onions, chop and add to the casserole. Peel 6 cloves of garlic, crush also add in the casserole along with the chopped octopus. Blanch the tomatoes, remove the skin, remove the seeds. Cut the flesh into cubes and also give into the casserole. Brown over low heat for 5 minutes while stirring gently, so that the oil can absorb the flavours. Add fish pieces into the casserole, the larger ones first, the smaller ones. Cover the fish with boiling water in order to deglaze the pan. Season with salt and cayenne pepper. Add fennel twig, bouquet garni and saffron. Boil over medium heat for about 10 minutes while stirring occasionally carefully so that the fish does not sink to the bottom. Season the broth to taste. The bouillabaisse is cooked when broth, oil and water have thickened.
Peel the potatoes, cut into thick pieces and cook in salted water for 15 to 20 minutes. With a pair of household scissors, open the urchins and use a spoon to take out the roe (Corail) and set aside. Arrange the pieces of fish in a shallow dish. Stir the roe into the broth. Cut the bread loaf into thick slices. Halve the remaining garlic clove and rub the slices with it. Put one slice of bread on a soup plate. Pour very hot broth and add some Rouille on top. Serve fish and potatoes separately.
Aus unserem Urlaub in der Bretagne haben wir jede Menge Fischkonserven mitgebracht:
Überwiegend Sardinen, aber auch Makrelen. Die traditionelle Art von Sardinen sind die in Olivenöl. Wir haben aber auch andere Sorten mitgebracht, teils in dekorativen Motivdosen.
Die behalten wir noch ein wenig auf.
Jedenfalls stellten wir fest, dass im Vorratskeller noch ein paar Dosen von einem unserer Einkaufstouren ins benachbarte Elsass vorhanden waren.
Und die sind sogar noch aus Douarnenez! Die sollten natürlich zuerst aufgebraucht werden…
Wir entschieden uns für einen grünen Salat mit einer Auflage aus Tomaten und Sardinen in Olivenöl mit Zitrone.
Für das Dressing habe ich von dem Öl aus der Dose genommen und mit wenig Cidre Essig gemischt. Dazu noch ein wenig Knoblauch, mit Salz und Pfeffer abschmecken und frische, gehackte Petersilie aus dem Garten darüber streuen – das war’s.
Dazu gibt es Baguette und ein bretonisches Bio-Bier.
Ein leckeres Abendessen im Sommer! Und es bringt noch ein wenig Urlaubsstimmung zurück.
Nachdem wir einen Picknickplatz mit schöner Aussicht gefunden hatten, breiteten wir all die Köstlichkeiten aus und machten erst einmal eine ausgiebige Pause.
Salz und Knoblauch für’s Brot
Einen kleinen Verdauungsspaziergang rund um den Picknickplatz, und dann ging es langsam weiter zu unserem Ziel, der Pointe du Raz.
Ein riesiger Strand, der zum Baden einlud – aber wir mussten ja weiter…
Hier entdeckten wir selten gewordene Pflanzen wie die Stranddistel und sogar Orchideen, ausserdem Meersenf!
Meersenf
Stranddistel
Knabenkraut
Noch ein wenig über steiniges Gebiet klettern…
Dann wieder durch Landschaft mit Heidekraut/Erika…
Das Navi hätte an dieser Stelle gesagt:
„Sie haben ihr Ziel erreicht”
Die Pointe du Raz (bret. Beg ar Raz) ist ein felsiges Kap, das den Abschluss des Cap Sizun bildet.
Der Begriff raz bezeichnet im Bretonischen eine schnelle und besonders heftige Meeresströmung.
Es ist ursprünglich ein Wikingerwort, das bei der Invasion in der Normandie nach Frankreich gekommen ist. Es hat den selben Ursprung wie das deutsche Wort rasen.
Die Pointe du Raz befindet sich im Westen der Gemeinde Plogoff im Département Finistère.
Touristen kommen von überall her, um sich sie schroffe Klippe, die mit einer Höhendifferenz von 72 Metern ins Meer hinausragt, anzusehen.
Sie ist eine der charakteristischsten pointes der bretonischen Küste und als internationale Sehenswürdigkeit bekannt.
Acht Kilometer westlich befindet sich die Île de Sein, die durch eine von gewaltigen Strömungen durchquerte Meerenge von der Pointe du Raz getrennt ist.
Zwei heute unbewohnte Leuchttürme befinden sich auf zwei Inselchen: der Phare de la Vieille und der Phare de Tévennec.
Eine Statue der Notre-Dame des naufragés (Mutter Gottes der Schiffbrüchigen) und ein Signal befinden sich am Ende des Plateaus.
Zahlreiche Legenden ranken sich um die geheimnisvolle Gegend der Pointe du Raz. Die Hölle von Plogoff, ein Stollen, der durch das Meer in das Kap gegraben worden ist, soll der Ort sein, an den die Ertrunkenen zurückgebracht werden, deren Stöhnen man vernehmen kann.
Früher durfte man auch noch mit dem Auto bis zum Parkplatz am Leuchtturm fahren.
Nachdem aber die Natur schon ziemlich plattgetrampelt war, hat man das Gebiet in einem durch den Staat finanzierten Programm von 1996-2000 bis etwa 1,5 km vor der Küste gesperrt, um den Ort zu einem Grand site de France zu machen und vor allem, um die charakteristische Heidelandschaft wiederherzustellen.
Der europäische Fernwanderweg E5 verbindet die Pointe du Raz über 3050 km mit Venedig. Der GR 34, der an allen bretonischen Küsten vom Mont-Saint-Michel bis nach Lorient entlangführt, kommt ebenfalls an der Pointe vorbei.
Für die Touristen, die mit dem Auto kommen, gibt es einen Shuttle-Verkehr – kleine Zubringer Busse, mit denen man vom neuen Parkplatz, der großzügig mit Restaurants und Souvenirgeschäften ausgestattet ist, zum Aussichtspunkt kommt.
Wir sind den restlichen Weg bis zum Parkplatz natürlich gewandert.
Statue der Notre-Dame des naufragés (Mutter Gottes der Schiffbrüchigen)
Diese salzliebenden Pflanzen siedeln sich langsam wieder an…
Ein letzter Blick zurück, und dann geht es nach einer Pause in einem der Cafés mit dem Bus zurück nach Douarnenez.
Auf der Rückfahrt…
Und dann gab es natürlich an diesem Abend auch noch ein Abschluss-Essen im Restaurant Ty Port Rhu.
Die Belegschaft hatte uns zu einem Kir Breton eingeladen, den es zum Apéro gab.
Die Vorspeise
Crevetten mit Mayo
Das Hauptgericht
Fisch mit Kreuzkümmel-Sauce
Das Dessert
Crêpes mit Sahne und Salzkaramell Sauce
In dem Restaurant wurde natürlich auch auf besondere Wünsche bzw. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten eingegangen. Wer kein Gluten oder Lactose verträgt oder kein Fleisch mag, bekommt etwas anderes bzw. eine Variation der Gerichte ohne betreffenden Inhaltsstoff.
Und so bekam ein Gast das Dessert „Îles Flottantes” – schwimmende Inseln. Das sind bei uns im Badischen „Schneeballen” – natürlich auch mit Karamellsauce!
Ganz zufällig habe ich dafür auch ein Rezept….
Schneeballen mit Vanillesauce
Zutaten (für 4 Personen)
• 4 Eier, getrennt
• 1 ¼ Liter Milch
• ¼ Stange Vanille
• 80 g Zucker
• 60 g mit Vanille gewürzter Zucker
• 1 gestrichener Kaffeelöffel Stärkemehl
Zubereitung
Die Milch mit der durchgeschnittenen Vanillestange unter Schlagen mit einem Schneebesen zum Kochen bringen. Das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen, dann vorsichtig 80 g Zucker unterziehen. Mit Hilfe von 2 Esslöffeln längliche Klöße formen und diese in die leicht kochende Milch legen. Die Schnee-Eier zugedeckt auf beiden Seiten je 1 Minute ziehen lassen (nicht kochen). Aus der Milch nehmen und zum Abkühlen auf ein Sieb legen.
Anschließend das Eigelb mit 60 g Zucker und Stärkemehl verrühren. Die abgekühlte Milch dazugeben. Den Topf wieder auf den Herd stellen und schlagen, bis die Masse anfängt zu kochen.
Die entstandene Creme abkühlen lassen und in eine Glasschale füllen. Die Schnee-Eier darauf legen und nach Belieben mit Karamellsauce oder Fruchtsauce garnieren.
Unser letzter Tag in der Bretagne hatte begonnen.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem roten Avanti Bus in Richtung Pointe du Brezellec. Wie immer wurden vorher die Zutaten für’s Picknick auf alle Rucksäcke verteilt.
Und zum Höhepunkt unserer Reise, die Wanderung zur Pointe du Raz, dem westlichten Zipfel Frankreichs, waren wieder alle Wanderer mit dabei. Das wollte sich keiner entgehen lassen.
Das Wetter war angenehm. Nicht zu heiß, stellenweise etwas bewölkt aber trocken!
Unterwegs machten wir in dem kleinen Ort „Confort” Halt, wo einer der für die Bretagne typischen Kalvarienberge vor der Kirche steht.
Als Kalvarienberg bezeichnet man lebensgroße Nachbildungen der Kreuzigungsszene Jesus Christus.
Sie befinden sich auf kleinen Hügeln, natürlichen oder dafür angelegten.
Kalvarienberge sind auch das Wahrzeichen der Bretagne. Besonders im Département Finistère sind sie verbreitet. Sie stammen aus der Zeit der bretonischen Renaissance (zwischen 1450 und dem 17. Jahrhundert). Hier sind sie besonders häufig in eigens geschaffenen umfriedeten Pfarrbezirken entstanden.
seltenes Glockenspiel in der Kirche, wird zur Taufe geläutet
Der Bus wartet auf uns
Das Rad-Glockenspiel in der Kirche von Confort ist eine Besonderheit.
Es wurde früher immer anlässlich von Taufen geläutet. Vor allem aber, wenn kleine Kinder eine Behinderung hatten. Die Leute kamen dafür von weit her.
Im 16. Jahrhundert soll nämlich das stumme Kind von Alain de Rosmadec geheilt worden sein.
Zum Dank baute er die schöne Kirche von Confort und spendete das Glockenspiel. Heutzutage werden die Glocken bei Taufen, Hochzeiten und Festen geläutet.
Und danach machten wir uns auf den Weg unserer letzten Wanderung. Es war etwas bewölkt und von der Temperatur gerade richtig zum Wandern.
Hier sind ein paar Eindrücke – die Markgräflerin hat auf dieser Wanderungen unzählige Bilder gemacht – nach jeder Wegbiegung gab es neue grandiose Ausblicke!
Deshalb gibt es von dieser Wanderung auch ein Bericht in zwei Teilen.
Es war wirklich der Höhepunkt unseres Urlaubs in der Bretagne – und wüsste man nicht, dass wir hier in der Bretagne sind, könnte man fast glauben, man stünde mitten in einer Szenerie eines Rosamunde Pilcher Films.
Wenn man genau hinsieht, kann man in der Ferne Windräder entdecken – von wegen alles nur Atomkraft in Frankreich…
Schon in der Champagne („Kornkammer Frankreichs”) sieht man auf den Feldern überall diese Windräder. Auf einem Feld haben wir bei unserer Fahrt in die Bretagne sogar riesige Solarzellen mitten auf einem Feld gesehen.
Bei einer schönen Bucht kamen wir an einer Buvette vorbei. Traumhafte Lage.
Und endlich blühender Besen-Ginster – so hatte sich die Markgräflerin die Bretagne vorgestellt!
Ein paar malerisch in der Landschaft platzierte Häuschen dürfen auch nicht fehlen…
Blutweiderich
Geißblatt
Brombeer-Blüten
Und dann fanden wir einen schönen Picknickplatz mit Ausblick auf das noch etwas entfernte Ziel unserer Wanderung…
Als wir am Morgen unseres fünften Tages in der Bretagne aufwachten, regnete es draußen.
Der Markgräfler und ich hatten bei diesem Wetter überhaupt keine Lust zu wandern. Außerdem stand an diesem Tag mit 20 Kilometern die längste Wanderung unserer Reise auf dem Programm.
Wir (und auch ein paar andere der Mitreisen) entschieden uns also dafür, stattdessen einen Ausflug mit dem Bus zu unternehmen.
Wenn man von Douarnenez mit dem Bus irgendwo hinfahren möchte, muss man immer zuerst nach Quimper (Bretonisch: Kemper) fahren.
Quimper ist die Präfektur (Hauptstadt) des Départements Finistère. Manch einem von euch wird Quimper aus den Romanen von Jean-Luc Bannalec bekannt sein.
Die Stadt ist vor allem für seine Fayencen (kunsthandwerklich hergestellte Keramik) bekannt und hat eine sehr schöne Altstadt mit einer Markthalle, in der man alles bekommt, was das Herz begehrt.
Am mittelalterlichen Place au Beurre gibt es nicht weniger als 9 Crêperien – wir haben zum Mittagessen eine davon besucht.
Hortensien am Busbahnhof von Quimper
Blick auf die Cathédrale Saint Corentin
Brücke über den Odet
Vom Busbahnhof gelangt man auf Brücken, die über das Flüsschen Odet führen, direkt ins historische Zentrum von Quimper. Die Cathédrale Saint Corentin überragt alles.
Da es noch immer regnerisch war, sind wir als erstes zur Markthalle gegangen. Die Markthalle ist neueren Datums, von aussen nicht besonders sehenswert…
aber innen gibt es alle bretonischen Köstlichkeiten, die man sich nur vorstellen kann.
Süßes: Kouign Amann – Kuchen Spezialität mit viel Butter!
Der obligatorische Crêpes-Stand
Kartoffeln, Obst und Gemüse
Mandeln
Radieschen, Karotten und Salat
Fisch und Meeresfrüchte
„Snacks”
Fassbutter und Crème fraîche, auch in Bio-Qualität
In einem Geschäft schräg gegenüber von der Markthalle haben wir dann auch einen Gâteau Breton gekauft.
Hier gibt es auch den Kouign amann und die kleinen Kouignettes, Galettes bretonnes, palet breton (nature ou chocolat), macarons, Pralinen und die Torchetes – eine Keksspezialität aus Quimper mit Mandeln, getrockneten Weinbeeren und Algen.
Und eine Nachbildung der Cathedrale Saint Corentin aus Schokolade!!!
Sant Erwan / Der heilige Yves zwischen dem Reichen und dem Arman
Gleich neben der Cathédrale kann man sich mit Fayencen eindecken…
Im Museum neben der Cathédrale kann man noch viel mehr Fayencen sehen und ausserdem so einiges über die Geschichte der Gegend erfahren.
Herkules Statue, gefunden in Douarnenez – Gallo-Romanisch
Und dann war es Zeit für’s Mittagessen und sogar die Sonne kam endlich raus.
La Place au Beurre, Mittagessen in einer der besten Crêperien von Quimper
Salat als VorspeiseCrêpe bzw. Galette complète – mit Schinken, Käse und EiLa Quimper – Galette mit Schinken, Käse, Ei, Tomaten und Champignons à la CrèmeCafé
Die Präfektur
Und dann fuhren wir mit dem Bus wieder zurück nach Douarnenez. Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, gingen wir nochmal in Douarnenez spazieren.
Um 20 Uhr trafen wir uns wieder mit allen anderen der Wandergruppe im Restaurant Ty Port Rhu zum gemeinsamen Abendessen.
Da es am Nachmittag schon Cidre zum Mittagessen gab, entschieden wir uns für ein Bier, das mit Malz und Buchweizen gebraut wurde bzw. ein Panaché für die Margräflerin.
Die Vorspeise
Galette, gefüllt mit gebratenen Zwiebeln und Andouille
Am Nachmittag unseres freien Tages sind wir noch ins Museum von Douarnenez gegangen.
Dort gibt es eine interessante Ausstellung zum Thema Sardinenproduktion, aber vor allem verschiedene Boote. Dazu gehört der Museumshafen auf dem Flüsschen Rhu, den wir uns auch angesehen haben. Danach ging es zum Abendessen in eine Crêperie.
Eigentlich hatte an diesem Abend ein Fischrestaurant im Hafen von Rossmeur auf unserem Programm gestanden. Wir mussten aber feststellen, dass genau an diesem Tag noch Vorsaison-Ruhetag war.
(Restaurant „Le Bord’eau” – 62, rue Anatole France, 29100 Douarnenez).
Vor dem Museum
Im Museumshafen
Der Schiffsfriedhof
Bei einigen Schiffen darf man sogar zur Besichtigung an Deck…
Kombüse
Ach ja, in der Kombüse braucht man natürlich auch Kochgeschirr…
À propos „Kombüse”… wäre es nicht langsam mal Zeit für’s Abendessen? Ein letzter Blick von der Brücke oberhalb auf den Port Rhu:
Unterwegs kommen wir an schönen Hortensien vorbei…
Crêperie au Goûter Breton „Chez Tudal”
Über die Crêperie au Goûter Breton „Chez Tudal” steht im Prospekt des Office du Tourisme von Douarnenez geschrieben:
Tuerie de crêpes depuis 1951. Garniture généreuse et beaucoup de beurre. Une des meilleures crêperie de Bretagne.
Ein Gedicht vonPfannkuchenseit 1951. Großzügigbelegt und viel Butter. Eine der bestenCrêperienin der Bretagne.
…das können der Markgräfler und ich nur bestätigen. In dieser Crêperie bleibt, was Crêpes betrifft, kein Wunsch offen.
Als wir kamen, waren die meisten Tische schon besetzt oder reserviert. Ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Crêperie absolut hip ist. Die Gäste waren überwiegend Franzosen.
Und wir hatten Glück, denn der Wirt machte uns zwei Plätze an der Theke frei.
Zum Apéritif (Pommeau / Kir lichou = Weißwein oder Cidre mit mûre =Brombeer-Sirup) gab es Salami statt Erdnüsse…
Die Markgräflerin hatte eine Galette mit Kartoffeln, Speck und Käse ausgewählt, der Markgräfler eine mit Andouille (Räucherwurst mit Kutteln).
Dazu eine Flasche Cidre artisanal.
Zum Dessert gab es ein Crêpe mit Rhabarberkompott für den Markgräfler und die Markgräflerin bestellte ein Dessert von der Tafel, die über dem Tisch hing:
Ein Crêpe mit Erdbeeren, flambiert mit Lambig (Bretonischer Apfel-Brand).
Und mit einem Blick über meine rechte Schulter konnte ich dabei zusehen, wie die Crêpes gemacht werden. Und es stimmt – hier ist reichlich Butter im Spiel, man beachte die große Schüssel rechts im Bild.
Zum Abschluss noch einen Café – hier konnte man seinen Kaffee nach Provenienz auswählen – ich habe einen aus Kolumbien probiert (Colombie), der Markgräfler einen aus Äthiopien (Ethiopie).
Satt und zufrieden machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel…
An unserem vierten Tag in der Bretagne hatten wir frei! Es gab weder eine gemeinsame Wanderung noch ein gemeinsames Abendessen.
Der Markgräfler und die Markgräflerin nutzten den Tag, um Douarnenez auf den Spuren der Sardine zu erkunden und erste Mitbringsel in Form von Fleur de Sel, Salzkaramell Bonbons, Sardinen- und Makrelen in Dosen usw. zu kaufen.
Natürlich durfte da die Markthalle mit allerlei Meeresgetier nicht fehlen, und zum Mittagessen gab es…….??? – Natürlich gegrillte Sardinen in einem urigen Restaurant direkt am Meer.
Aber fangen wir von vorne an.
Nachdem es am Morgen geregnet hatte, ging es erst mal gemütlich zum Frühstück im Hotel. Dann machten wir uns auf den Weg zu der kleinen, aber feinen Markthalle von Douarnenez.
Unterwegs kamen wir an der spätgotischen Kapelle Saint Helene vorbei. Sie zeugt von der Blütezeit der Sardinenfischer.
An der Westseite der Kapelle findet man drei Flachreliefs, die ein Fischerboot, einen Basstölpel und einen Fischschwarm (vermutlich Sardinen) darstellen. Man vermutet darin den Hinweis, dass der Kirchenbau teilweise von Fischern finanziert wurde.
Grondin Rouge (KnurrhahnSankt Petersfisch und Seezunge
Seehecht (merlu)
Sardine
Schalotten, Auberginen, Artischocken
pétoncle (Archenkamm Muschel)
Wer in der Bretagne Fisch kaufen möchte, aber die französischen Namen der Fische nicht kennt, dem sei das Bretagne Fisch Wörterbuch empfohlen.
Homard Breton – Bretonischer Hummer
Hummer ist die bekannteste Krebsart. Er zählt zu den Krustentieren und gilt als Delikatesse.
Der dunkle, harte Panzer färbt sich beim Kochen rot. Essbar ist das feste, weiße Fleisch aus dem Schwanzstück und den Scheren.
Der Hummer lebt in bis zu 70 Metern Tiefe auf dem Meeresboden und kann bisher nicht gezüchtet werden.
Vorkommen: an den Felsenküsten der Nordsee, des Atlantiks und des Mittelmeers.
Man kann ihn sowohl lebend als auch gekocht oder tiefgefroren kaufen.
Verwendung: gekocht, sautiert, gebraten oder gratiniert. Heutzutage bereitet man den Hummer auch gerne auf dem Grill zu.
Eine traditionelle Zubereitungsart in der Bretagne ist der Homard à l’armoricaine, benannt nach dem gleichnamigen Küstenabschnitt – oder doch américaine, amerikanisch?
Die Frage ist noch immer ungeklärt.
Man erzählt sich die Geschichte, dass die Zubereitungsart à l’américaine im Jahre 1858 in dem Pariser Restaurant Peter’s entwickelt worden sei.
Pierre Fraisse, der Besitzer hatte zuvor in Chicago gelebt – woher auch der englische Name des Lokals kommt.
Eines Abends, kurz bevor das Lokal schließen sollte, kam noch eine Gruppe von amerikanischen Gästen.
Im Vorratschrank waren nur noch lebende Hummer und der Chef (Koch) musste sich etwas einfallen lassen. Also zerlegte er kurzerhand den Hummer und tauchte ihn zusammen mit Tomaten, Knoblauch, Weißwein, Schalotten und Pfeffer in siedendes Öl.
Die Gäste waren begeistert von seiner Kreation und fragten ihn nach dem Namen des Gerichts. Er soll kurzerhand geantwortet haben: „Diese Hummer sind eigens für Sie gemacht, à l’américaine, Messieurs, dames…”
Später behauptete ein anderer Pariser Restaurantbesitzer, dass er die Idee für diese Zubereitungsart schon viel früher gehabt hätte.
Das Rezept könnte aber – betrachtet man die übrigen Zutaten, wie die aus Südamerika stammenden Tomaten und die Gewürze und das Flambieren der Hummerstücke mit hochprozentigem Alkohol – auch in Florida oder Louisiana seinen Ursprung haben.
Andere bestehen darauf, dass dieses Rezept in irgendeiner Form auf die Bretagne zurückgeht.
Ob amoricaine oder nicht – in der Bretagne erfreut man sich allerdings nach wie vor am klassischen Hummerragout.
Leider hatte das uns empfohlene Fischrestaurant am Port du Rosmeur von Douarnenez (Restaurant „Le Bord’eau”) an diesem Tag Ruhetag – und wir haben deshalb keinen Hummer probiert….
Aber, natürlich habe ich mir ein Rezept für Hummer à l’armoricaine notiert, das ich hier gerne mit euch teilen möchte.
Korb für den Hummerfang
gekochter Hummer
Hummer à l’armoricaine
Zeit für die Vorbereitung: 45 Minuten
Garzeit: 1 Stunde, 10 Minuten
Zutaten für 6 Personen
• 6 lebende bretonische Hummer à 900 g
• 100 g leicht gesalzene Butter
• 5 Schalotten
• 2 Zweige Estragon
• 3 Tomaten
• 100 ml Olivenöl
• 3 Esslöffel Cognac
• 1 bouquet garni (Gewürzsträußchen aus 1 Zweig Thymian, 2 Stängel Petersilie, 1 Lorbeerblattt)
• Salz, Pfeffer
• 2 Esslöffel Mehl
• 4 Esslöffel Tomatenmark
• 250 ml Weißwein
• 250 ml Fischfond
• 250 g Crème fraîche
Zubereitung
Den Hummer 5 Minuten in kochendes Wasser tauchen. Kopf und Schwanz vom Körper abtrennen. Die cremige Substanz vom Kopf (den Corail) mit einem Teelöffel herausnehmen und mit der Butter vermengen.
Die Schalotten abziehen und klein hacken. Den Estragon waschen, die Tomaten in größere Stücke schneiden. Das Olivenöl in einem großen Topf erhitzen.
Die Hummerköpfe im heißen Olivenöl anbraten. Mit Cognac flambieren und Schalotten, Tomaten, bouquet garni und Estragon dazugeben.
Salzen und pfeffern. Die Köpfe im Topf mit einem Mörser zerdrücken. Bei schwächerer Hitze 5 Minuten kochen, dabei ständig umrühren.
Mehl und Tomatenmark hinzufügen, untermengen und mit Weißwein ablöschen.
Wenn der Wein zur Hälfte verkocht ist, den Fischfond dazugießen und 30 Minuten leicht kochen lassen. Die Crème fraîche hinzugeben. Unter Rühren 10 Minuten simmern lassen.
Die Sauce durch ein Sieb passieren und in einen anderen Topf füllen. Erneut erhitzen.
Hummerschwänze und -scheren dazugeben und 10 Minuten in der heißen Sauce garen.
Scheren und Schwänze herausnehmen und abtropfen lassen. Die Scheren mit einem Hammer aufschlagen.
Die Schwänze der Länge nach halbieren. Schwänze und Scheren auf einer Platte anrichten.
Die Corailbutter in die heiße Sauce geben und leicht umrühren, bis sie geschmolzen ist. Abschmecken.
Die Hummerstücke mit der Sauce überziehen und sofort servieren.
Tourteau / Taschenkrebs
In einem Fischgeschäft direkt am Hafen entdeckten wir ausserdem noch frische Austern und anderer typische Zutaten für eine „Plâteau de fruits de mer”.
Nett anzusehen – aber weder der Markgräfler noch die Markgräflerin mögen Glibber-Austern, Strandschnecken oder Muscheln jedweder Art. Und so blieb es beim Anschauen.
(…)»Pardon«, Jacqueline kam mit einer bemerkenswert großen Plâteau de fruits de mer an den Tisch – eine der legendären Platten, auf der sich gigantische Berge von Meeeresfrüchten auftaten.
»Nehmen Sie doch auch etwas – Jaqueline, bringen Sie dem Commissaire ein Gedeck.«
Die Küche hatte es gut mit Madame Bandol gemeint, es war ein imposantes Arrangement. Verschiedene Muschelarten – Praires, Clams, Coques, Amandes, Palourdes grises und Palourdes roses -, große und kleine Meeresschnecken, große und kleine Langoustinen, rosa Krevetten, ein halber großer Krebs, eine ganze Seespinne und natürlich: Belon-Austern.
(…) Dazu Zitronen, eine spezielle Vinaigrette, hausgemachte Mayonnaise, dunkles Brot. (…)
Aus: Bretonischer Stolz, Kommissar Dupins vierter Fall von Jean-Luc Bannalec
Wie schmecken Austern? Kenner schlürfen sie ganz frisch aus dem Meer, direkt aus der Schale. Allenfalls beträuftelt man sie noch mit etwas Zitrone oder Vinaigrette.
Naja, das wäre nichts für die Markgräflerin. Allein schon der Anblick der glibbrigen Masse…
In manchen Restaurants werden die Austern auch gratiniert angeboten – da ließe ich noch mit mir reden.
Früher gab es in der Bretagne ausschließlich die heimischen europäischen Austern (Ostrea edulis), die wegen ihrer flachen Form auf Französisch „huîtres plates“ genannt werden.
Nachdem aber vor einigen Jahrzehnten Krankheiten die Bestände der europäischen Auster nahezu vollständig auslöschten, wurden in der Bretagne mit großem Erfolg pazifische Felsenaustern (Crassostrea gigas) – „Huîtres creuses“ auf Französisch- kultiviert. Im Vergleich zu den flachen europäischen Austern haben die Felsenaustern tiefer gewölbten Schalen, die auch einen höheren Fleischanteil haben.
Heute werden fast nur noch pazifischen Felsenaustern gezüchtet (95 % der Austernproduktion). Die europäische Auster ist inzwischen eine Rarität und somit zu einem kostspieligem Luxusprodukt geworden. Besonders geschätzt sind die flachen Europäer als „Belon-Austern“ aus der Flussmündung des Belon südlich von Pont-Aven in der Südbretagne, aber auch in Cancale werden sie erfolgreich gezüchtet.
Felsenaustern werden rund um die bretonische Küste in sogenannten Austernparks produziert und wachsen dort in grobmaschigen Kunststoff-Säcken heran, die praktischerweise bei Ebbe frei zugänglich gepflegt werden können. Die besonders starken Gezeiten an der Bretagne-Küste sind dabei sehr von Vorteil.
Die flachen Boote, die bei Ebbe trockenfallen können, Meerwasserbecken, große Mengen an rostigen Gestellen und Haufen von leeren grobmaschigen Kunststoffsäcken sind sichere Indizien für die Austernzucht. Bei Ebbe werden dann auch gefüllte Säcke mit heranwachsenden oder lagernden Austern sichtbar.
Und überall sind auch der Nahrungskette entwischte, wild lebende Austern zu sehen. Sie bevölkern die Beckenwände und Felsen und das ist auch der Grund, warum sie Felsenaustern genannt werden.
Wer mehr wissen möchte, dem sei an dieser Stelle nocheinmal der vierten Roman von Jean-Luc Bannalec zu empfehlen „Bretonischer Stolz”, in dem es nicht nur um die Austernzucht, sondern nebenbei auch noch um Sandraub an der Bretonischen Küste geht.
Im Fischereihafen – früher und heute
Möwen freuen sich über Fischabfälle
Muschelfischer auf der Suche nach Strandschnecken bei Ebbe
Souvenirkauf im Geschäft gegenüber der Konservenfabrik Chancerelle
Erst später habe ich entdeckt, dass die Firma Alnatura auch bei der Conserverie de Chancerelle einkauft. Die Sardinen aus Douarnenez sind also auch in Deutschland erhältlich.
Hier ist ein interessanter Bericht über die Herstellung der Sardinendosen in Douarnenez mit einem Rezeptvorschlag für Sardinen Rilette.
Reinschauen lohnt sich! Und einkaufen auch, denn die Sardinen aus Douarnenez sind etwas ganz Besonderes.
Fenster mit maritimen Gardinen
Und dann war es Zeit zum Mittagessen. Wir sind in dem kleinen, urigen Restaurant oberhalb des Strands „Les Dames” eingekehrt Le Bigorneau Amoureux
Hier dreht sich alles um die Kartoffel, und so gab es zu unseren gegrillten Sardinen mit Olivenöl und Zitrone (Sardiens grillées, Huile d’olives et citron) eine Backkartoffelhälfte mit Knoblauch-Salzbutter, die andere mit Kräuter Crème faîche.
Dann hat sich noch jeder ein Dessert ausgesucht und hinterher gab es für jeden un petit café.
Cidre un die obligatorische carafe d#eau
Gegrillte Sardinen mit Zitrone, Salat und Backofenkartoffeln
Tarte Tatin
Eisbecher „Les Dames”
Am Nachmittag sind wir dann noch ins Museum gegangen und anschließend zum Abendessen in eine Crêperie.
– Fortsetzung folgt –
Die Sonne geht hinter der Île Tristan unter und färbt den Himmel orange – die orange Stunde…
(…) „Jede einzelne Baumspitze zeichnete sich scharf vor dem Himmel ab. Eine perfekte Inzenierung der Natur. Dahinter begann das gewaltige Meer. Dupin blickte Richtung Westen, die Sonne stand noch deutlich über dem Horizont, hatte aber bereits angefangen, den Himmel um sie herum einzufärben. Die orange Stunde hatte begonnen. Der Kommisar seufzte.”(…)
aus: Bretonischer Stolz, Kommisar Dupins vierter Fall von Jean-Luc Bannalec
Hier sind noch ein paar stimmungsvolle Bilder von einem abendlichen Spaziergang am Fischereihafen und dem Port Rosmeur in Douarnenez.
Die Sonne ging etwa eine Stunde später unter, als zu Hause im Markgräflerland.
Erst gegen 23 Uhr wurde es hier in der Bretagne dunkel – logisch, in der Nähe des westlichsten Punktes von Frankreich.
Dennoch fanden wir den Vergleich faszinierend. Und erst dieses fantastische Licht. Seht selbst.
Abends sind am Fischereihafen nur wenige Leute unterwegs – ein paar einsame Angler, Spaziergänger und Sonnenuntergangs-Beobachter, wie wir und eine handvoll LKW-Fahrer, die darauf warten, dass die ersten Fischer vom Fang zurückkommen und sie ihre Fischladung entgegennehmen können.
Ich wünsche euch eine gute Nacht – schlaft schön.
Fortsetzung folgt.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.